Rheinische Post Opladen

„Schönster Martinsumz­ug in Loikum“

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DÜSSELDORF (ham) Heute ist nicht nur Karnevalsb­eginn, sondern auch St. Martin. Brauchtums­forscherin Dagmar Hänel erklärt, was einen gelungenen Umzug ausmacht.

Sie haben viel zu Martinsumz­ügen geforscht. Welcher sticht heraus?

DAGMAR HÄNEL Der schönste Martinsumz­ug findet in Hamminkeln­Loikum statt. Das ist eine persönlich­e Einschätzu­ng. Aber ich habe dort viel Zeit verbracht, um das Brauchtum zu erforschen. Es ist ein Dorf von 800 Leuten, für die dieser Brauch eine große Bedeutung hat. Sie schmücken das Dorf und Fenster mit Lichtern, Windlichte­rn, Lampions und Scherensch­nitten, und dann gehen 2000 Leute im Martinszug durch das Dorf. Das Blasorches- ter spielt, der Darsteller des Heiligen Martin kommt aus dem Dorf und die lokale Feuerwehr läuft mit. Es ist eine ganz besondere Stimmung.

Aber ist das nicht überall in NRW so?

HÄNEL Ich habe in Bonn mal einen Umzug von einer Kita gesehen. Dort sind rund 30 Kinder mitgegange­n. Es gab keinen Martin. Nur die Eltern sind mitgelaufe­n. Und es wurde nicht gesungen, sondern Musik aus einem Kassettens­pieler gespielt.

Wo gibt es andere schöne Martinsumz­üge?

HÄNEL Meiner Meinung nach sollte man im eigenen Viertel mitlaufen. Denn bei diesem Brauch geht es stark um das Thema Gemeinscha­ft, Solidaritä­t und Integratio­n.

Gibt es einen Brauch rund um St. Martin, den man früher hatte und an den wir uns wieder erinnern sollten?

HÄNEL Früher sind an St. Martin die Tagelöhner durch das Land gelaufen, haben an Türen geklopft, etwas gesungen und haben dafür Geld oder Essen bekommen. Man nannte das Heischen. Es war normal und ein Solidarbra­uch, bei dem es darum ging, sich an die eigene Verantwort­ung innerhalb der Gesellscha­ft zu erinnern und jenen zu helfen, die weniger haben als man selbst.

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FOTO: LVR-ZENTRUM Brauchtums­forscherin Dagmar Hänel

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