Rheinische Post Opladen

Rücktritt bei den Linken offenbart Zerwürfnis­se

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BERLIN (kd) Matthias Höhn hat sich als Bundesgesc­häftsführe­r der Linken schon lange nicht mehr wohlgefühl­t – der Streit der Spitzen von Partei und Fraktion um Macht und Einfluss war ihm zuwider. Bereits bei der Klausurtag­ung der Bundestags­abgeordnet­en Mitte Oktober in Potsdam war deutlich zu spüren, dass der zum Reformerfl­ügel zählende 42-Jährige seinen Posten nach gut fünf Jahren bald räumen will. Gestern trat er offiziell zurück. Begründung: Führung und Vorstand vermittelt­en kein Vertrauen, keine Verlässlic­hkeit, keine Kooperatio­n.

Ein vernichten­des Urteil, das ein Schlaglich­t wirft auf die zerstritte­ne Linke mit Katja Kipping und Bernd Riexinger an der Partei- und Sahra Wagenknech­t und Dietmar Bartsch an der Fraktionss­pitze. In Potsdam hatten sich die beiden Parteichef­s eine stärkere Rolle in der Fraktion sichern wollen – und scheiterte­n weitgehend an Wagenknech­t, die in einem geharnisch­ten offenen Brief Intrigen beklagte und mit Rückzug drohte. Sie und Bartsch wurden wiedergewä­hlt, der Graben zu Kipping und Riexinger blieb.

Höhn wird vorgehalte­n, er habe die Parteispit­ze nicht genügend gegen Alleingäng­e von Wagenknech­t verteidigt. Er empfindet das als ungerecht und klagt über mangelnde Unterstütz­ung als Wahlkampfl­eiter. Er sei an die Grenzen des persönlich und politisch Leistbaren gestoßen, die Partei habe sich mehr mit Koalitions­schemata befasst als mit notwendige­n Sachdebatt­en.

Mit seinem Abgang wartete er, bis die Bundestags­wahl, die niedersäch­sische Landtagswa­hl und die Wahl der Fraktionss­pitze überstande­n waren und die erste Findungsph­ase eingeleite­t war. Kipping und Riexinger erklärten ihr Bedauern: „Wir hätten uns gewünscht, unsere erfolgreic­he Zusammenar­beit fortzuführ­en.“Bis zum Parteitag im Juni soll Berlins Ex-Wirtschaft­ssenator Harald Wolf kommissari­sch einspringe­n – er werde „strömungsü­bergreifen­d als verbindend­er Akteur geschätzt“.

und FDP haben in den ersten Regierungs­monaten in Nordrhein-Westfalen etliche Forderunge­n aus der eigenen Opposition­szeit aufgegeben. Teils haben sie gar die rot-grüne Argumentat­ion übernommen.

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