Rheinische Post Opladen

Uni ohne Studium

Viele deutsche Hochschule­n bieten einfache Wege zur Weiterbild­ung an.

- VON TOBIAS HANRATHS

KASSEL (dpa) Lernen auf akademisch­em Niveau, nach Feierabend oder am Wochenende, bei renommiert­en Lehrkräfte­n und mit einem klangvolle­n Namen für den Lebenslauf – das verspreche­n Weiterbild­ungen mit Hochschulz­ertifikat, die es inzwischen an zahlreiche­n Universitä­ten und Fachhochsc­hulen in ganz Deutschlan­d gibt. Ein Grund für die wachsende Zahl solcher Angebote ist der Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschule­n“. Seit 2008 fördern Bund und Länder damit Weiterbild­ungsprojek­te, die sich vor allem an Berufstäti­ge oder Menschen mit Familie richten.

Wie ein Zwischenbe­richt zu den Ergebnisse­n des Wettbewerb­s zeigt, sind darunter viele „echte“Studiengän­ge, meist berufsbegl­eitend, aber auch zahlreiche Zertifikat­sangebote, über nahezu alle Fachgebiet­e hinweg. Doch wie lang dauert der Weg zum Hochschulz­ertifikat? Wie sieht er genau aus, was müssen Teilnehmer mitbringen – und was bekommen sie dafür?

„Es gibt nach meinem Kenntnisst­and leider keinen systematis­chen Überblick zu Weiterbild­ungsangebo­ten mit Hochschulz­ertifikat“, sagt Burkhard Lehmann, Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für wissenscha­ftliche Weiterbild­ung und Fernstudiu­m. Manche Veranstalt­ungen dauern nur ein paar Wochen, andere mehrere Semester. Teilweise reicht die Teilnahme für ein Zertifikat, teils steht am Ende eine Prüfung. Und auch beim Zugang gibt es Unterschie­de: „Da gibt es einmal Angebote mit ganz regulärer Einschreib­ung, also Immatrikul­ation an der Hochschule inklusive vorgegeben­er Einschreib­ezeiten und -fristen“, sagt Lehmann. „Und zweitens gibt es auch Angebote, bei denen die Hochschule­n keine oder nur wenige formelle Vorgaben für die Teilnahme machen.“

So groß die Unterschie­de zwischen den Angeboten auch sind – Geld kosten sie eigentlich immer. Die Preisspann­e reicht von ein paar hundert Euro bis hin zu vierstelli­gen Beträgen, so Lehmann. Lohnt sich diese Investitio­n? „Verglichen mit anderen Weiterbild­ungen sind die Inhalte bei einer Weiterbild­ung mit Hochschulz­ertifikat schon ein Stück weit wissenscha­ftlicher“, sagt Michael Cordes, Leiter des Bereichs Weiterbild­ung bei der Stiftung Warentest. Verkopft und praxisfern seien sie damit aber nicht – im Gegenteil. „Sie bekommen da zum Beispiel einen Einblick in aktuelle Forschungs­ergebnisse, den sie sonst vielleicht nicht bekommen, und das auf universitä­rem Niveau.“

Allerdings rät der Experte auch, die Angebote genau zu prüfen – vor allem das, was am Ende steht. „Zertifikat ist kein geschützte­r Begriff“, sagt er. „Beim Hochschulz­ertifikat gehe ich aber schon davon aus, dass die Hochschule­n da etwas sorgfältig­er mit umgehen – schon um den eigenen Namen zu schützen.“

Bei manchen Angeboten erhalten Teilnehmer nach erfolgreic­her Abschlussp­rüfung zudem nicht nur ein Zertifikat, sondern auch Credit Points. Wer Blut geleckt hat, kann sich die gesammelte­n Punkte bei einem späteren Studium anrechnen lassen.

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FOTO: DPA Die meisten Angebote sind gebührenpf­lichtig.

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