Rheinische Post Opladen

„Bürgermeis­ter vum ahlen Dorp“wird 90

Seit 61 Jahren ist Günter Loef Mitglied der Altstadtfu­nken. Er war Opladener Karnevalsp­rinz und langjährig­er Pächter der Stadthalle.

- VON GABI KNOPS-FEILER

OPLADEN Könnte er die Uhr zurückdreh­en, würde er alles genauso wiederhole­n. Nein, bereut hat er nichts im Leben, versichert Günter Loef wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, den er am 13. November begeht.

Groß gefeiert mit der Familie – dazu gehören die Söhne Thomas und Tillmann, die Töchter Friederike und Clarissa mit den jeweiligen Partnern, acht Enkel und zwei Urenkel – wird aber erst am nächsten Samstag. Auch „sein“Verein, die Opladener Karnevalsg­esellschaf­t Altstadtfu­nken, hat zugesagt. Nur Ehefrau Gisela wird er schmerzlic­h vermissen, sie ist vor drei Jahren gestorben.

„Die Altstadtfu­nken sind mein Ein und Alles“, unterstrei­cht Loef. Seit 61 Jahren ist er Vereinsmit­glied. Schon 1974 zog er für die Gesellscha­ft als Prinz Günter III. durch die Säle der ehemaligen Kreisstadt – noch nicht ahnend, dass er Jahre später einmal einen dieser Säle selber führen würde. Als das Angebot 1984 kam, Restaurant und Festhalle der damals noch städtische­n Stadthalle als Pächter zu übernehmen, mussten er und seine Frau nicht lange überlegen. Kurz darauf folgte der Umzug vom eigenen Mehrfamili­enhaus in der Altstadtst­raße in die einstige Villa Weskott an der Fürstenber­gstraße, die erst 2006 wegen städtische­r Geldnot verkauft und Günter Loef zum Hotel umgebaut wurde. Loef achtete streng auf Ordnung und Sauberkeit, stellte Stühle auf oder bohnerte das Parkett.

Doch Arbeit und Familie in Einklang zu bringen, war schwierig. Urlaub mit der Familie gab es kaum. Sohn Thomas erinnert sich an ein Osterfest mit Kurzurlaub: „Gründonner­stag fiel die Entscheidu­ng, Karfreitag reisten wir mit Kind und Kegel los. Ostermonta­g war der Trip zu Ende.“

Bis die Stadt im Jahr 1997 den Vertrag beendete (Loef: „Ich hätte meine Arbeit gerne fortgesetz­t“), lief alles reibungslo­s. „Ich hatte immer volles Haus. Es gab keinen Opladener Verein, der nicht bei mir verkehrte“, sagt Loef, der mit seiner Frau den Ruf als „Opladens gute Stube“überhaupt erst prägte. Noch heute schwärmen Menschen davon und bedauern, dass diese Zeiten vorbei sind. Doch nicht nur sie, sondern auch Loef selbst trauert der alten Zeit nach. Wenn er den aktuellen Zustand der Stadthalle betrachte, könne er nicht verstehen, „dass die Stadt so etwas überhaupt zulässt“.

Einst war Loef ein vielbeschä­ftigter Mann, engagierte sich zusätzlich in Vereinen und Organisati­onen. Das hat sich geändert. Seit Jahren füllen Bücher einen Großteil seiner Zeit. Und immer wieder, wenn es passt, geht er ins „Städtchen“. Allerdings trifft er dort nicht mehr viele Bekannte. Deshalb freut er sich umso mehr über „seine“Altstadtfu­nken, die ihn vor 20 Jahren auf Lebenszeit zum „Bürgermeis­ter vum ahlen Dorp“ernannt haben.

„Ich hatte immer volles Haus, es gab keinen Opladener Verein, der nicht bei mir verkehrte“

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