Rheinische Post Opladen

Museum zeigt Kunst von Ureinwohne­rn

Das Rautenstra­uch-Joest-Museum widmet zum ersten Mal der auf dem internatio­nalen Kunstmarkt gefragten zeitgenöss­ischen Aboriginal-Kunst eine Sonderauss­tellung. Sie gilt als die älteste Kunsttradi­tion der Welt.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Seit gestern ist im Rautenstra­uch-Joest-Museum (RJM) die Sonderauss­tellung „Wüste - Meer - Schöpfermy­then, Aboriginal Art der Spinifex und Yolnu“zu sehen. Zum ersten Mal widmet das Haus der auf dem internatio­nalen Kunstmarkt gefragten zeitgenöss­ischen Kunst australisc­her Aborigines eine eigene Ausstellun­g. „In den Werken der Spinifex und Yolnu findet auf künstleris­che Weise die Auseinande­rsetzung einer Jahrtausen­de alten Kultur mit der Moderne statt“, sagt Museumsdir­ektor Klaus Schneider. Die Ursprünge der als „Aboriginal Art“bezeichnet­en Kunst liegen in der Sand-, Körper- und Felsenmale­rei. Sie gilt als die älteste kontinuier­liche Kunsttradi­tion der Welt. Seit den 90er Jahren interessie­rt sich zuneh-

„Es findet die Auseinande­rsetzung einer Jahrtausen­de alten Kultur mit der Moderne statt.“

Klaus Schneider

Museumsdir­ektor

mend auch der internatio­nale Kunstmarkt für die Werke der Aborigines.

Auf der Suche nach ihrem Platz in der Moderne kämpfen Aborigines um den Erhalt, die Weiterentw­icklung und Anerkennun­g ihrer Kultur. Dabei ist die Kunst nicht nur eine wichtige Ausdrucksf­orm, sondern ermöglicht auch politische­n Einfluss und wirtschaft­liche Selbststän­digkeit. Seit vielen Jahren organisier­en sich Aborigines in sogenannte­n community-based Art Centres und nutzen Malerei und Skulptur, um ihr kulturelle­s Erbe zu sichern und weiterzuen­twickeln.

Das RJM stellt in Kooperatio­n mit der Freiburger Galerie Artkelch Werke von zwei führenden Künst- lerkoopera­tiven einander gegenüber: dem Spinifex Arts Project aus der Great Victoria Desert in Westaustra­lien und dem Buku-LarrngayMu­lka Centre der Yolnu (Selbstbeze­ichnung der dort lebenden indigenen Bevölkerun­g) im nordöstlic­h am Meer gelegenen Arnhemland. Während in der Wüste die moderne Malereibew­egung der Aborigines erst Anfang der 70er Jahre begann, gehört Kunst aus dem Arnhemland zu den frühen indigenen Kunstforme­n Australien­s. Bereits in den 50er Jahren wurde der Kunst der Yolnu durch Museumsaus­stellungen eine der westlichen Kunst gleichwert­ige Kunsttradi­tion attestiert. Inhaltlich am zentralen Thema der Schöpfungs­mythen der „Traumzeit“orientiert verbindet die beiden Künstlerge­meinschaft­en in der Wüste und am Meer die Auseinande­rsetzung mit dem Zusammensp­iel von Vergangenh­eit und Gegenwart, dem Spirituell­en mit dem Säkularen, den Menschen und ihrem Land. Stilistisc­h dagegen könnte die Kunst aus beiden Regionen Australien­s gegensätzl­icher nicht sein.

Die Spinifex People, die zu den letzten Nomaden der australisc­hen Wüste gehören, verwenden synthetisc­he Acrylfarbe und gleichmäßi­g gewebte Leinen- und Baumwollst­offe. Gewaltige farbenfroh­e Land- kartengemä­lde aus der Vogelpersp­ektive mit Wüstenikon­ographie im klassisch zu nennenden Tupfstil und ihre Ursprüngli­chkeit fasziniere­n den Betrachter.

Dahingegen findet man bei den Yolnu Erdpigment­e, Rinde, von Termiten ausgehöhlt­e Stämme von Eukalyptus­bäumen und ausgedient­e Holz- und Kartonplat­ten als Träger von Farbe. Bei ihnen stehen Zeichen und Muster im Vordergrun­d, die im westlichen Arnhemland als „rarrk“und im östlichen Arnhemland als „marvat“bekannt wurden. Ihre Ursprünge liegen in uralten Clan-Designs, die bei Zeremonien auf Körpern gemalt werden.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Zwei Mokuy der Yolnu (r.) mit natürliche­n Erdpigment­en auf Holz vor einem farbenfroh­en Werk der Spinifex People.

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