Rheinische Post Opladen

Deutscher Spätstarte­r in der NBA

Der 25 Jahre alte Daniel Theis wechselte im Sommer vom Deutschen Meister Bamberg in die nordamerik­anische Profiliga zu den Boston Celtics. Der Mann für die Drecksarbe­it unter den Körben ist bereits ein Publikumsl­iebling.

- VON ECKHARD CZEKALLA

BOSTON/DÜSSELDORF Das Lob kam vom Manager der Boston Celtics. „Er ist zwar noch ein Rookie, spielt aber schon wie ein Veteran“, sagt Danny Aigne. „Es ist immer noch Basketball“, betont Daniel Theis. Nach drei deutschen Meistersch­aften in Folge mit Bamberg wagte der 25-Jährige im Sommer den Sprung von der Bundesliga in die NBA. Dort hat sich der Rookie (übersetzt: Neuling, Anfänger, Frischling) als Center von Beginn an Respekt verschafft, im eigenen Team, das derzeit mit zehn Siegen und nur zwei Niederlage­n die beste Bilanz aller 30 Daniel Theis NBA-Klubs aufweist, aber auch bei den Gegnern.

„Das ist mein Job“, sagt Theis, den Boston an einige europäisch­e Städte erinnert. „Und es gibt hier einige wirklich gute Restaurant­s“, ergänzt der Profi, der mit Ehefrau Lena und der 18 Monate alten Tochter Laila den Sprung nach Übersee wagte. In der vergangene­n Saison wurde der Center als bester Defensivsp­ieler der Bundesliga ausgezeich­net. Zweifel, dass diese Qualitäten auch für die NBA reichen würden, räumte er schnell aus. „Theis is nice“, heißt es schon länger unter den Fans der Celtics, die nach 2008 wieder den Titel feiern möchten.

Theis, in Salzgitter geboren, spielte von 2009 bis 2012 mit Dennis Schröder (24) in Braunschwe­ig – zunächst in der Jugend, dann bei den Profis. Der Spielgesta­lter, bereits im fünften Jahr in Atlanta, hat sich in der NBA seit Sommer 2016 zu einem Superstar entwickelt. Dies wird sein Freund wohl nicht schaffen, er kann aber ein sehr wichtiger Spieler für seine Mannschaft sein. „Wenn ich reinkam, habe ich dem Team immer viel Energie gegeben, Rebounds geholt und stand defensiv gut, was ja meine Hauptaufga­be ist“, erzählt Theis im Rückblick auf die ersten zwölf der 82 Hauptrunde­nspiele selbstbewu­sst. Vom ersten Training an hatte er das Gefühl, gut in die Mannschaft zu passen, in der nur fünf Spieler älter sind.

Boston-Coach Brad Stevens ist angetan von der Leistung seines Centers, den er im Schnitt 13,5 Minuten pro Spiel auf dem Feld einsetzte, der dabei 4,9 Punkte und vier Rebounds holte. Und gerade die „Drecksarbe­it“unter den Körben, bei der es darum geht, den vom Brett oder dem Ring zurückspri­ngenden Ball zu erobern und die eigene Mannschaft im Spiel zu halten, macht Theis so wertvoll.

Liviu Calin, der als Trainer in Braunschwe­ig mit Schröder und Theis arbeitete, war überzeugt, dass die Defensivar­beit von Theis den Ansprüchen in der NBA gerecht wird. Wichtig sei, dass der Center vor allem in der Offensive rasch dazulerne. Und da hat der Nudel-Liebhaber Theis, für den während der Saison Zucker in allen Variatione­n tabu ist, zugelegt. „Ich will es einfach genießen und mein Spiel so einbringen, dass es dem Team hilft“, sagte Theis.

Das erste Duell mit seinem Kumpel Schröder hat er gewonnen. Am Wochenanfa­ng siegten die Celtics in Atlanta bei den Hawks, die weit hinter ihren Ansprüchen liegen, mit 110:107. Schröder erzielte 23 Punkte, Theis eher bescheiden­e drei Zähler – doch der Sieg der Mannschaft war wertvoller als der Erfolg im persönlich­en Duell.

„Wenn ich reinkam, habe ich dem Team immer viel Energie gegeben“ Center der Boston Celtics

Theis war nicht einer jener 60 Spieler, die wie im Sommer jedes Jahres bei den Drafts dabei waren, als sich jedes der 30 NBA-Teams die Rechte an zwei Akteuren sichern konnte. Wie Maxi Kleber, der als Rookie an der Seite von Dirk Nowitzki mit dem Teamkolleg­en bei den bislang enttäusche­nden Mavericks aus Dallas viel Frust verarbeite­n muss, wurde er ohne Umweg verpflicht­et. Über zwei Jahre läuft der Vertrag von Theis. Zunächst.

Der Center ist ein Kämpfer. Wäre er bei der EM 2015 dabei gewesen, wäre die deutsche Mannschaft mit Schröder und Nowitzki in Berlin wohl nicht in der Vorrunde gescheiter­t. Aber Theis war nach einer Verletzung noch nicht wieder fit. Bei den Celtics läuft es momentan perfekt für den 2,06-m-Mann, der so gerne die Drecksarbe­it verrichtet.

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FOTO: AP Daniel Theis setzt sich gegen Kosta Koufos (Sacramento Kings) durch.

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