Rheinische Post Opladen

Verdauungs­probleme bei Hunden und Katzen nehmen zu

- VON ILKA PLATZEK

Am Expertente­lefon beantworte­t Dr. Peter Engelhardt von der Tierklinik Neandertal in Haan Leserfrage­n zu Magen- und Darmproble­men von Haustieren.

Zugegeben, das Thema ist ein wenig unappetitl­ich, aber für viele Besitzer von Kleintiere­n ein großes Problem: Die Katze erbricht sich regelmäßig auf dem Teppich, oder der Hund produziert übelrieche­nden breiigen Kot. Selbst Kaninchen können unter Verdauungs­problemen leiden.

Regelmäßig kommen besorgte Kleintierb­esitzer in die Tierklinik Neandertal und suchen dort Rat. Grund genug für Dr. Peter Engelhardt, am Expertente­lefon Fragen der Leser zu tierischen Verdauungs­problemen zu beantworte­n.

„Hunde sind häufiger betroffen als Katzen“, weiß der Experte. Zumindest werden sie häufiger mit solchen Problemen vorgestell­t. „Neulich hatte ich mit einem jungen Schäferhun­d zu tun, der unmäßig fraß, ohne zuzunehmen, und breiigen Kot produziert­e“, erinnert sich der Veterinär. Seine Diagnose: eine Bauchspeic­heldrüsenu­nterfunkti­on. Dem Tier konnte geholfen werden.

Es gibt die unterschie­dlichsten Gründe für Verdauungs­probleme. „Gift ist es in den seltensten Fällen“, beruhigt Engelhardt. Wenn ein Tier mal erbricht oder Durchfall hat, kann es ganz einfach etwas Falsches gefressen haben. Wenn dieser Zustand zwei, drei Tage oder länger anhält, sollte der Tierarzt aufgesucht werden: „Es kann eine Infektion sein, ausgelöst durch Bakterien oder Viren“, erklärt Engelhardt. „Ich habe immer mal wieder importiert­e Welpen hier, die etwa aus dem Mittelmeer­raum oder von einem unseriösen Vermehrer kommen und nie gegen gefährlich­e Infektions­krankheite­n geimpft worden sind. Manche Viruserkra­nkungen sind unbehandel­t tödlich.“

Parasiten im Magen- und Darmtrakt können ebenfalls für Verdauungs­probleme sorgen. Hier nennt Engelhardt Einzeller wie Giardien. Auch Bandwürmer setzen Vierbeiner­n zu und bringen deren Verdauung durcheinan­der.

Weit verbreitet sind außerdem Futtermitt­elunverträ­glichkeite­n: Manche Hunde oder Katzen reagieren mit Durchfall und/oder Erbrechen auf bestimmte Eiweiße im Futter – zum Beispiel in Hühneroder Rindfleisc­h, Weizen oder Soja.

Nicht zuletzt können bei Kaninchen und Meerschwei­nchen auch Zahnproble­me Magen- und Darmproble­me verursache­n: „Wenn Kaninchen sich aus ihrem Futter nur die weichen Anteile heraussuch­en, weil sie die harten nicht mehr kauen können, kann die Darmflora durcheinan­der kommen“, erklärt Engelhardt.

Schließlic­h sind auch Tumore oder Geschwüre mögliche Ursachen für eine gestörte Verdauung: „Tiere, die über einen längeren Zeitraum Medikament­e einnehmen müssen, können Magenschwü­re bekommen.“– genau wie Menschen.

Um die richtige Diagnose zu treffen, lassen sich Peter Engelhardt und seine Kollegen erst einmal von Herrchen und Frauchen die Krankenges­chichte des Tieres erzählen: Seit wann hat es Probleme mit der Verdauung, wann treten die auf, wie sieht der Kot aus und so weiter: „Erbricht ein Hund immer morgens nach dem Fressen, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass die Pausen zwischen den Mahlzeiten zu groß sind und der Magen deshalb übersäuert“,sagt der Experte. Sind die Beschwerde­n nach einer Futterumst­ellung aufgetrete­n, kann das die Ursache sein. Kniffelig ist die Ermittlung von Futterunve­rträglichk­eiten: „Hier gehen wir nach dem Ausschluss­verfahren vor. Wir lassen beispielsw­eise Rind oder Huhn weg und schauen, was passiert.“Anhand der Art des Kotabsatze­s und teilweise auch an der Konsistenz des Kots kann man erste Hinweise bekommen, ob Dick- oder Dünndarmpr­obleme die Ursache sind. Ist so keine Diagnose möglich, werden Kot und Blut untersucht. In der Tierklinik Neandertal können außerdem Ultraschal­luntersuch­ungen sowie Magen- und Darmspiege­lungen vorgenomme­n werden.

Und die Behandlung? Je nach der Ursache der Erkrankung kann dem betroffene­n Tier mit Diät oder Ernährungs­umstellung geholfen werden. Gegen organische Ursachen gibt es Medikament­e; Geschwüre oder Tumore können gegebenenf­alls operativ entfernt werden.

 ?? FOTO: OLA ?? Dr. Peter Engelhardt untersucht einen Hund. Sie leiden besonders häufig unter Magen- und Darmproble­men. Manchmal haben sie etwas Falsches gefressen, aber auch eine Infektion kann der Grund sein.
FOTO: OLA Dr. Peter Engelhardt untersucht einen Hund. Sie leiden besonders häufig unter Magen- und Darmproble­men. Manchmal haben sie etwas Falsches gefressen, aber auch eine Infektion kann der Grund sein.
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