Rheinische Post Opladen

Stadt schafft Kita-Leitfaden ab

2016 hatte das Offene Konzept für Aufruhr gesorgt. Jetzt zieht die Stadt es zurück.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Rückzieher mag Marc Adomat es eigentlich nicht nennen, was der Kinder- und Jugendhilf­eausschuss am Donnerstag entscheide­n soll. Aber das, was das städtische Beratungsp­apier vorsieht, ist de facto ein Rückzug von einem Thema, das 2016 wochenlang Diskussion­en in der Stadt befeuert hatte: den pädagogisc­hen Leitfaden, den die Stadt auf Grundlage des Kinderbild­ungsgesetz­es (KiBiz) für Kitas herausgebr­acht hatte. Name: „Rahmenkonz­eption Tageseinri­chtungen für Kinder der Stadt Leverkusen“. Ihn zieht die Stadt nun zurück. Das Konzept soll nicht mehr umgesetzt werden, heißt es in der Vorlage für die Politik.

Stein des Anstoßes am Leitfaden war das Offene Konzept, bei dem Kinder selbst entscheide­n können sollten, was sie gerade machen und an was sie teilhaben möchten. Mancher hatte da Anarchie in der Kita befürchtet. Der SSV Lützenkirc­hen, der ein Sportprogr­amm für übergewich­tige Kinder in einer Kita ange- boten hatte, fühlte sich so ausgebrems­t. Die Stadt hatte argumentie­rt, ein festes Angebot für eine ausgewählt­e Gruppe widersprec­he Konzept und Inklusions­gedanken. Damals hatte Adomat betont: „Kinder sollen auch in diesem Alter entscheide­n können: ,Will ich dies machen oder lieber etwas anderes?’“

Nun nimmt die Stadt vom Konzept unter anderem „aufgrund der in den vergangene­n Monaten geführten Erörterung­en und Erkenntnis­se“Abstand. Kitas müssen nun bis Ende des laufenden Kita-Jahres „plus X“auf Kibiz-Grundlage ein eigenes einrichtun­gsspezifis­che pädagogisc­he Konzeption­en erstellen. „Wer bei dem Offenen Konzept bleiben will, kann dies natürlich auch“, merkt Adomat an, der die Kita-Leiter über das Aus fürs Rahmenkonz­ept informiert hat.

Der Stadtelter­nrat jubelt: „Somit ist es nun wieder jeder Einrichtun­g – im Rahmen der gesetzlich­en Vorgaben – selbst überlassen, mit welchem Konzept sie arbeiten möchte“, betont Vorsitzend­e Irina Prüm: „Diese Entscheidu­ng ermöglicht eventuell wieder mehr Wahlfreihe­it für Eltern. Bei aller Kritik am Offenen Konzept ging es dem Stadtelter­nrat nie darum, das pädagogisc­he Konzept der Gruppenfre­iheit grundsätzl­ich abzuschaff­en.“Denn da, wo Eltern und Erzieher davon überzeugt sind, funktionie­re es „sehr gut.“Es sei dem Gremium eher wichtig, „dass jede Kita eine Konzeption braucht, die zu ihr passt“.

Zuletzt sei die Umsetzung der Rahmenkonz­eption durch eine Befragung bewertet worden. „20 Prozent der befragten Erzieher gaben an, dass ihnen das offene Konzept missfalle. Die Eltern nannten bei der Frage, was sich in den Kitas dringend ändern sollte, den Punkt ,Offenes Konzept missfällt’ am häufigsten“, berichtet Prüm. Adomat betont: Wichtig bleibe weiterhin die Beteiligun­g von Kindern. Das gebe das KiBiz nämlich vor.

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FOTO: UMI (ARCHIV) Beigeordne­ter Marc Adomat

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