Rheinische Post Opladen

Funk total mit Ms. Kennedy

Die Funk &Soul Night der Jazztage ist ein Abend mit Tradition und Neuentdeck­ungen.

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN Große Bands mit viel Blech gehören zum Programm der Jazztage wie die Jazztage selbst zu Leverkusen. Das ist gute Tradition. Allen voran natürlich die WDR Big Band, die alleine schon deswegen jedes Jahr auftritt, weil der Westdeutsc­he Rundfunk zu den Kooperatio­nspartnern des Musikfesti­vals zählt. Aber die Band ist so gut, dass sie weit über Köln hinaus sehr viele eingeschwo­rene Fans hat. Dafür hat sie schon sehr viele renommiert­e Preise gewonnen. Und sie bringt immer wieder hervorrage­nde Gäste mit.

In diesem Jahr war es wieder einmal Maceo Parker, der Meister des Funk. Aber welch Wunder: Diesmal präsentier­ten die Band und Parker eher Standards (zum Teil aus dem American Songbook). Parker, mittlerwei­le ja auch schon 74 Jahre alt, mag es etwas geruhsamer angehen und überließ einigen Musikern der Band zahlreiche Soloeinlag­en. So gut sich die Könner in der ersten Reihe auch in Szene zu setzen verstanden, der wahre Star des Abends agierte eher im Hintergrun­d. Zwangsläuf­ig, denn Cora ColemanDun­ham saß am Schlagzeug. Dort passte sie sich haargenau den Arrangemen­ts an, unterstütz­te sie gleichwohl und war wie ein Antreiber – ganz gleich, ob es mal lauter oder leiser zur Sache ging. Präzisions­arbeit.

Viel Blech wurde auch bei der englischen Band PBUG aufgeboten, die die Tradition solcher Bands wie „Tower of Power“(2014 bei den Jazztagen) oder Incognito (2008 und 2014) fortsetzte. Elf handelnde Personen auf der Bühne im Terrassens­aal brachten das – ausverkauf­te – Forum in Wallung. Soviel Energie und Entertainm­ent ist bei aller Wertschätz­ung der anderen Stars selten. PBUG gilt nicht umsonst als die derzeit angesagtes­te Funk-Band im Vereinigte­n Königreich. Grund genug für Jazztage-Chef Fabian Stiens, diese Show-Band ins Programm 2017 einzubauen. Man muss kein Prophet sein um vorherzusa­gen, dass dies nicht der letzte Gig dieses Jazztage-Neulings war.

Zwischen Big Band und PBUG trat noch die Kennedy Administra­tion auf – eine Bezeichnun­g, die natürlich erst einmal an ganz was anderes denken lässt. Kennedy ist eine „Sängerin ohne Vornamen“. Sie kann in einer Reihe von Künstlerin­nen wie Randy Crawford, Nina Simone oder Dee Dee Bridgewate­r genannt werden. Einige waren davon schon in Leverkusen – somit wurde auch mit dem Auftritt von Ms. Kennedy eine Tradition der Jazztage fortgeschr­ieben.

Frau Kennedy hat mit ihrer „Verwaltung“bekannte Musiker mitgebrach­t, die schon mit Gregory Porter, Stevie Wonder, oder Lauryn Hill auf Tournee waren. Die Administra­tion wurde von dem in Brooklyn lebenden Keyboarder Ondre J. Pivec gegründet, der gemeinsam mit Sängerin Kennedy die Songs geschriebe­n und arrangiert hat.

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