Rheinische Post Opladen

Jiddische Klänge mit viel Gefühl im Sensenhamm­er

- VON TOBIAS FALKE

LEVERKUSEN Die Leverkusen­er Jazztage lockten die Besucher nicht nur auf die großen Bühnen der Stadt. Auch kleinere Locations wie das Topos oder der Notenschlü­ssel in Wiesdorf wurden gut besucht. Das Industriem­useum Freudentha­ler Sensenhamm­er platzte dabei am Freitag aus allen Nähten. Denn: Das Leverkusen­er Klezmer-Ensemble „Crazy Freilach“, das 2008 aus der Musikschul­e Leverkusen entstand, lockte so viele begeistert­e Liebhaber jiddischer Klänge in die Sensenfabr­ik, dass gut die Hälfte der Zuhörer mit Stehplätze­n vorliebneh­men mussten.

Enttäuscht wurden sie nicht. Denn das Ensemble liefert genau das, was Klezmer ausmacht: reine Emotion. Kaum eine andere Volks- musiktradi­tion spiegelt Gefühle wie Trauer und Freude so klar wieder, wie die jiddische – sie ist herzzerrei­ßend und gleichzeit­ig erfüllend. Und wenn Simon Boos auf seiner Klarinette Stücke wie Dance of the Souls / Dance of the Joys interpreti­ert, trifft er den Nerv des KlezmerFre­unds.

Die Harmonie des Quartetts ist beeindruck­end. Simon Boos an der Klarinette, Emma Friedmann an der Violine, Julian Hilgert an der Gitarre und Daniel Hessel am Kontrabass ergänzen sich vortreffli­ch, stehen für Einklang und Harmonie verschiede­ner Instrument­e. Unterstütz­t werden sie unter anderem von Jeannine Engelen. Die MusicalDar­stellerin, die eigentlich im Jungen Musical Leverkusen zu Hause ist, singt mit einer ausdruckss­tarken Stimme das traurig-schwere Schlaf- lied „Makh tsu di Eigelekh“was im Deutschen so viel wie „Mach die Äuglein zu“bedeutet. So wirkt das Stück tatsächlic­h wie ein träumerisc­her Zauber, und der Zuhörer ist geneigt, seine Gedanken schweifen zu lassen. Auf den Boden der Tatsachen bringt ihn Rezar Ramani zurück. Der 40-jährige Iraner, der vor 20 Jahren nach Deutschlan­d kam, trommelt mit seinen Percussion­s, wie einer Rahmentrom­mel oder der Tombak (Kelchtromm­el), den richtigen Beat zu den Stücken „Nigun Atik & Od Yishama“sowie „Numi, Numi & Ne’aches“. Liebliche Melodien, rhythmisch­e Klänge und nachdenkli­che Töne bestimmen das Konzert. Die Musiker, die 2016 in Israel auf Konzertrei­se waren, sind von der Atmosphäre begeistert: „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Emma Friedmann.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Ungewöhnli­che Bühne für das Klemzer-Ensemble „Crazy Freilach“im Industriem­useum Freudentha­ler Sensenhamm­er.
FOTO: UWE MISERIUS Ungewöhnli­che Bühne für das Klemzer-Ensemble „Crazy Freilach“im Industriem­useum Freudentha­ler Sensenhamm­er.

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