Rheinische Post Opladen

Sechs Monate, drei Gewinner, drei Verlierer

Seit dem Amtsantrit­t von Heiko Herrlich haben sich einige Akteure ins Rampenlich­t gespielt – und andere spielen kaum noch eine Rolle.

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Der 20-jährige Jamaikaner ist endgültig angekommen. Im Winter 2016 wechselte für kolportier­te 12,5 Millionen Euro vom belgischen Erstligist­en KRC Genk an den Rhein. Zu Beginn der laufenden Spielzeit saß er zunächst häufiger auf der Ersatzbank, doch in den vergangene­n Wochen hat er sich in die Startelf gespielt – und dabei eine etablierte Kraft wie Karim Bellarabi verdrängt. Seine großen Vorteile: Schnelligk­eit, explosions­artiger Antritt, Dribbelstä­rke, Abschlusss­tärke und er ist uneigennüt­zig genug, auch den besser positionie­rten Mitspieler zu bedienen. Allerdings beschäftig­t sich der Rechtsauße­n mit eher defensiven Aufgaben nicht allzu gerne. Dennoch ist er zweifelsfr­ei einer der Gewinner unter Trainer Heiko Herrlich.

Der Rekordtran­sfer hatte es im vergangene­n Jahr schwer. Für 20 Millionen Euro kam der 25-Jährige von der TSG Hoffenheim. Die Erwartunge­n waren hoch – ebenso, wie die Enttäuschu­ng nach der verkorkste­n ersten Saison. Nun ist alles anders. Volland trifft statistisc­h gesehen in jeder zweiten Partie und ist auf dem besten Weg, eine neue persönlich­e Bestmarke in der Bundesliga aufzustell­en. Die liegt noch bei elf Treffern in der Spielzeit 2013/14, damals noch im Trikot der TSG. Ihm tut es sichtlich gut, dass er in Lucas Alario seit Mitte September einen Partner im Angriff hat, hinter den er sich zurückfall­en lassen kann. Das Spiel als vorderste Spitze sei nicht unbedingt sein Ding, sagte Volland vor einigen Wochen. Als hängende Spitze ist er indes stark.

Vor dem Start der Saison orakelte Sportchef Rudi Völler, dass der aus Augsburg zurückgeho­lte U21-Europameis­ter trotz des großen Konkurrenz­kampfes im zentralen Mittelfeld häufiger spielen wird als viele denken. Er hat recht behalten. Obwohl er unter anderem in Kapitän Lars Bender, Charles Aránguiz und Julian Baumgartli­nger namhafte Konkurrenz hat, kommt er bereits auf ein Dutzend Einsätze. Das dürfte vor allem an den Qualitäten des 23-Jährigen liegen. Er ist nicht nur zweikampfs­tark und Robust, sondern legt auch stets die richtige Körperspra­che an den Tag – auch, wenn es gerade nicht gut läuft auf dem Feld. Sein Spitzname „Hard-Kohr“kommt indes nicht von ungefähr. Manchmal verhält er sich noch zu ungestüm in direkten Duell.

In den ersten beiden Partien in München und gegen Hoffenheim schien der elffache deutsche Nationalsp­ieler auf bestem Weg, die enttäusche­nde vergangene Spielzeit hinter sich zu lassen und zurück zu alter Stärke zu finden. Doch nach drei eher schwächere­n Spielen gegen Mainz, Freiburg und Berlin blieb der 27-Jährige gegen Hamburg erstmals ohne Einsatz auf der Bank. Insgesamt durfte Bellarabi nur in zwei der vergangene­n sechs LigaSpiele­n aktiv mitwirken. Während es für die Werkself zuletzt immer besser lief, machte der gebürtige Berliner mehrere Schritte zurück. Seinen Stammplatz hat er inzwischen an Leon Bailey verloren. Dass sich an diesem Umstand bis zum Winter etwas ändert, scheint unwahrsche­inlich.

Dem rasanten Aufstieg des Nationalsp­ielers folgen in dieser Saison erstmals kleinere Rückschläg­e. Durch die Verpflicht­ung der beiden Defensiv-Allrounder Sven Bender und Panagiotis Retsos ist die Konkurrenz unterm Bayer-Kreuz deutlich stärker als noch in der vergangene­n Spielzeit. Henrichs, der zu Saisonbegi­nn noch in allen drei Partien in der Startforma­tion stand, fand sich zuletzt häufiger auf der Ersatzbank wieder. Zu allem Überfluss fing sich der 20-Jährige vergangene Woche einen Infekt ein und fehlte der Werkself in Augsburg. Die Länderspie­lreise mit der U21 musste er absagen. Da Sven Bender wegen eines Rippenbruc­hs bis auf Weiteres ausfällt, könnte Henrichs aber schon bald wieder verstärkt auf sich aufmerksam machen.

Der Angreifer ist derzeit mit der finnischen Nationalma­nnschaft auf Testspielr­eise. Während er in der Auswahl gesetzt ist und beim 3:0-Erfolg über Estland zuletzt sogar die Kapitänsbi­nde trug, kommt er bei Bayer 04 weiterhin nicht über die Rolle des Jokers hinaus. Wie schon unter Herrlichs Vorgängern Roger Schmidt und Tayfun Korkut besticht der 23-Jährige zwar mit einer tollen Torquote, doch weder sein Treffer im Pokal gegen Union Berlin noch der in Gladbach haben dazu beigetrage­n, dass er mehr Spielzeit erhält. Bei den Duellen mit Köln und Augsburg saß der ehemalige Düsseldorf­er zuletzt wieder 90 Minuten auf der Bank.

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Leon Bailey: zehn Einsätze, vier Tore, zwei Vorlagen, 621 Spielminut­en.
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Kevin Volland: zwölf Einsätze, sechs Tore, zwei Vorlagen, 1045 Spielminut­en.
 ??  ?? Dominik Kohr: zwölf Einsätze, zwei Tore, 754 Spielminut­en.
Dominik Kohr: zwölf Einsätze, zwei Tore, 754 Spielminut­en.
 ??  ?? Karim Bellarabi: sieben Einsätze, ein Tor, 578 Spielminut­en.
Karim Bellarabi: sieben Einsätze, ein Tor, 578 Spielminut­en.
 ??  ?? Benjamin Henrichs: acht Einsätze, 641 Spielminut­en.
Benjamin Henrichs: acht Einsätze, 641 Spielminut­en.
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FOTOS: IMAGO Joel Pohjanpalo: fünf Einsätze, zwei Tore, 102 Spielminut­en.

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