Gericht hebt Strafen für Bridge-Spieler auf
DÜSSELDORF (dpa) „Mein Lebenszweck ist zerstört, verstehen Sie?“Immerhin hatte Entscho Wladow seine Arztpraxis aufgegeben, um sich ganz dem Bridgespiel zu widmen. Doch dann wurde er für alle Turniere gesperrt. Nach vier Jahren juristischen Kampfes hat Wladow gestern vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht einen Erfolg fast auf ganzer Linie errungen. Die Sperre war rechtswidrig. „Besser hätte es nicht laufen können“, sagt auch sein Anwalt Georg Engelbrecht nach dem Prozess um die „Husten-Affäre“bei der Bridge-Weltmeisterschaft. Doch so richtig freuen kann sich sein Mandant Wladow nach „vier Jahren Quälerei“in Gerichtsverfahren nicht – und das an seinem 75. Geburtstag. Trotz des Gerichtserfolgs stehe er schließlich vor einem Scherbenhaufen.
Bei der Weltmeisterschaft 2013 auf Bali wurde er mit seinem Spielpartner Michael Elinescu SeniorenTeamweltmeister. Monate nach dem WM-Sieg wurde ihr WM-Titel wegen angeblichen Betrugs durch einen geheimen Husten-Code plötzlich aberkannt. „Das ist eine Hexenjagd. Die haben unseren Ruf total ruiniert“, hatte sein Spielpartner Elinescu vor der Verhandlung bereits bekräftigt.
Gestern hob das Gericht sämtliche Strafen gegen das Spielerpaar auf. Die Sanktionen – lebenslange Turniersperre als Paar und je zehn Jahre Sperre als Einzelspieler – seien rechtswidrig gewesen und damit nichtig, sagt der Richter. Der Welt- verband habe nicht die Befugnis besessen, die Sanktionen zu verhängen. Und der Deutsche Bridge-Verband DBV hätte sie nicht einfach übernehmen dürfen. Wo der DBV wenige eigene Feststellungen getroffen habe, seien diese auch noch fehlerhaft gewesen.
Der Richter lässt durchblicken, was er von den Verbandsentscheidungen hält: „Das kommt in die Nähe eines Willkür-Urteils. Man verhängt gegen den klaren Wortlaut der eigenen Satzung Sanktionen“, sagt er. „Das ist alles auch verfahrensrechtlich sehr verwunderlich.“
Den deutschen Ärzten war vorgeworfen worden, sich den ersten Weltmeistertitel eines deutschen Seniorenteams ergaunert zu haben. Beide bestreiten dies vehement und beteuern ihre Unschuld: Die Monate später vorgelegten Videoaufzeichnungen seien manipuliert.
Das Gericht spricht den beiden Ärzten sogar Anspruch auf Schmerzensgeld zu. Wie hoch das ausfallen wird, muss noch geklärt werden.