Rheinische Post Opladen

Tiereinsät­ze belasten Feuerwehr

Fast täglich müssen die Einsatzkrä­fte wegen Tieren ausrücken. Das ärgert sie.

- VON LAURA HARLOS

ESSEN Bei den Feuerwehre­n im Land steigt die Zahl der Einsätze, bei denen Tiere gerettet werden müssen. „Das beschäftig­t uns mittlerwei­le täglich“, sagt Ulrich Bogdahn, Leiter der Essener Feuerwehrw­ache. Rund 400 solcher Einsätze kämen pro Jahr zusammen. „Vor drei Jahren waren es vielleicht noch halb so viele“, sagt Bogdahn. Was ihn daran ärgert: Viele dieser Alarmierun­gen seien unnötig. Denn meist könnten die Anrufer das Problem selbst lösen, sagt Bogdahn. Zum Beispiel, wenn eine Katze hinter einen Schrank gefallen ist oder ein Eichhörnch­en sich in einem Netz verfangen hat. Für zusätzlich­e Verärgerun­g sorgt bei der Feuerwehr noch: Es könnte immer sein, dass die Einsatzkrä­fte an einem anderen Ort dringender gebraucht werden.

In anderen NRW-Städten sieht es ähnlich aus wie in Essen. „Die Hochphase beginnt jetzt im Winter“, sagt der Duisburger Feuerwehrm­ann Benjamin Küfer. „Leute rufen an, weil sie Angst haben, der Schwan könnte im See einfrieren.“Nach Meinung eines weiteren Duisburger Feuerwehrm­annes sollte die Feuerwehr keine Katzen mehr von Bäumen holen. „Das ist unnötig. Ich habe noch nie ein Katzenskel­ett im Baum gesehen. Wenn sie Hunger bekommt, wird sie es selber heruntersc­haffen“, sagt er.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm ein Einsatz wegen einer Entenfamil­ie: Eine Straße trennte die Küken von der Mutter. Anstatt selber tätig zu werden, riefen Passanten die Feuerwehr. „Wieso nehmen die Leute nicht einen Korb oder eine Tüte und bringen die Küken auf die andere Straßensei­te?“, fragt sich der Feuerwehrm­ann. „3000 Euro kostet so ein Einsatz, wenn wir mit unserer Truppe von acht Leuten kommen.“

Grundsätzl­ich müssen Bürger in NRW für die Einsatzkos­ten aber nicht aufkommen, wenn sie die Feuerwehr in einem Notfall alarmieren. Das regelt das Brandschut­zgesetz des Landes. Das Gesetz sieht vor, dass die Feuerwehr bei Bränden, Unfällen, Überschwem­mungen und ähnlichen Ereignisse­n Hilfe leisten muss – und das nach dem sogenannte­n Prioritäte­nprinzip: „Mensch, Tier, Sachwert“.

Im Bergischen versucht die Berufsfeue­rwehr, Tierrettun­gen möglichst an private Unternehme­n weiterzuge­ben. „Wer Hilfe sucht, kann 24 Stunden bei uns anrufen. Für kranke oder tote Tiere vermitteln wir aber an andere Spezialist­en“, betont Steinberg. Die Essener Feuerwehr hat sich hingegen für tierische Rettungen ausgerüste­t: Handschuhe, spezielle Netze und Fanggeräte gehören zur Ausstattun­g. Auch auf Einsätze mit exotischen Haustieren ist sie vorbereite­t.

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