Rheinische Post Opladen

Taylor Swift enttäuscht mit ihrem neuen Album

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Das ist schon jetzt das bestverkau­fte Album des Jahres: Taylor Swift hat binnen vier Tagen weit mehr als eine Million Exemplare ihrer neuen Platte „Reputation“abgesetzt, sie ist der größte Popstar dieser Tage. Wer das Werk nun aber hört, wird merken, dass die Künstlerin ihr Alleinstel­lungsmerkm­al aufgegeben und ihren eigenen PopEntwurf stark überarbeit­et hat.

„Reputation“hat nicht mehr die zuckersüße­n Melodiebög­en und Refrains des umwerfende­n Vorgängers „1989“. Die Mehrzahl der Stücke ist überrasche­nd bombastisc­h, aggressiv und düster. Swift flucht erstmals, sie singt über menschlich­e Abgründe, Selbstzwei­fel und Sexualität – und sie rappt. Es ist nicht mehr ihre Stimme, die die Songs trägt, es sind Effekte, Beats und Rhythmen. Überhaupt versucht sie sich an einer abgemilder­ten Version zeitgenöss­ischer schwarzer Musik. Sie befreit sich von allen Zuschreibu­ngen, von all dem, was ihren Signature-Sound definierte. Allerdings natürlich innerhalb der Grenzen dessen, was der Markt akzeptiert.

Bisher arbeitete Taylor Swift wie Madonna in ihrer mittleren Phase, sie spürte das Neue auf und verleib- te es sich ein – man denke an das vom Dubstep beeinfluss­te Stück „I Knew You Were Trouble“aus dem Jahr 2012. Swift integriert­e die Avantgarde der Gegenwart, um sich von Mitbewerbe­rn abzusetzen. Neuerdings wildert sie im Mainstream, bei den Arrivierte­n also, bei Drake und Rihanna etwa, und das Ergebnis ist lauwarmer Pop-R’n’B.

Was nun nicht heißen soll, dass das Album, das in eine wütende erste und eine romantisch­ere zweite Hälfte zerfällt, völlig misslungen wäre. Es gibt zwar nicht den einen großen Hit, aber die Lieder „Delicate“, „Ready For it“und „Dress“sind großartig. Und zum Finale präsentier­t sie das wunderbare AkustikStü­ck „New Year’s Day“. Das Gros der übrigen Songs jedoch, die Max Martin und Jack Antonoff produziert haben, mag nicht zu Swift und ihrer Stimme passen. Ihr steht der düstere Soul nicht. Die 27-Jährige wirkt verkleidet.

Taylor Swift ist auf der Höhe der Zeit. Bisher indes war sie ihr voraus. Taylor Swift:

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany