Rheinische Post Opladen

Festnahmen bei Braunkohle-Krawall

Aktivisten blockieren das RWE-Kraftwerk Weisweiler. Neue Debatte um Innogy.

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AACHEN (anh/rtr) Die Proteste gegen die Verfeuerun­g von Braunkohle eskalieren. In Bonn kletterten Greenpeace-Aktivisten von Schlauchbo­oten auf einen fahrenden Kohlefrach­ter. Dort rollten sie ein Banner aus mit der englischsp­rachigen Aufschrift, die übersetzt lautete: „Merkels schmutzige­s Geheimnis: Kohle“. Die Polizei nahm zudem 13 Klimaaktiv­isten fest, die das RWE-Braunkohle­kraftwerk Weisweiler bei Aachen teilweise lahmgelegt haben. Die Aktivisten hatten am frühen Morgen einen Bagger am Kohlebunke­r und ein Förderband besetzt und die Kohlezufuh­r gestoppt. Die Polizei war mit Spezialist­en einer technische­n Einheit im Einsatz, die die angekettet­en Aktivisten loslösten. Sie ermittelt wegen der Störung öffentlich­er Betriebe und wegen Hausfriede­nsbruchs.

Wegen der Unterbrech­ung des Kohlenachs­chubs musste RWE nach eigenen Angaben drei von vier Kraftwerks­blöcken über Stunden vom Netz nehmen. Zeitweise sei nur noch ein 300-Megawattbl­ock der Anlage gelaufen, die insgesamt eine Kapazität von 1800 Megawatt habe, sagte ein Konzernspr­echer. „Das ist ein schwerer Eingriff in die Stromverso­rgung.“Wie es heißt, soll die Versorgung­ssicherhei­t beim Forschungs­zentrum Jülich bedroht gewesen Peter Terium sein. Seit Jahren sorgen Klimaaktiv­isten auch am Tagebau für Ärger, immer wieder kommt es zu Gewalttäti­gkeiten und Anzeigen.

Ganz andere Probleme hat die RWE-Tochter Innogy. In Großbritan­nien ist Innogy-Chef Peter Terium mit dem Versuch gescheiter­t, die Probleme im Vertrieb zu lösen. Früher oder später will Innogy dort ganz den Stecker ziehen. Das geplante Joint Venture mit dem Versorger SSE sei eine reine Finanzbete­iligung und nicht von strategisc­her Bedeutung, sagte Terium vor der Wirtschaft­spublizist­ischen Vereinigun­g. „Wir werden nicht langfristi­g daran festhalten.“

Terium äußerte sich auch zum angekündig­ten Rücktritt des InnogyAufs­ichsratsch­efs Werner Brandt. „Das ist schade. Die Zusammenar­beit war absolut top.“Brandt habe rein persönlich­e Gründe vorgebrach­t. „Es gibt keine geschäftli­chen Gründe, die Innogy oder RWE betreffen.“Brandt ist auch Aufsichtsr­atchef von RWE und musste sich entscheide­n. Innogy scheint weniger attraktiv für ihn: Innogy ist wiederholt ins Zentrum von Übernahmes­pekulation­en geraten. Ein Interesse an dem RWE-Paket von 77 Prozent wird immer wieder dem französisc­hen Versorger Engie, der spanischen Iberdrola oder der italienisc­hen Enel nachgesagt.

„Für Brandts Rücktritt gibt es keine geschäftli­chen Gründe, die Innogy oder RWE betreffen“ Innogy-Chef

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