Rheinische Post Opladen

Das Lanxess-Geschäft brummt rekordverd­ächtig

Der Spezialche­miekonzern kauft im Bereich der Phosphor-Additive zu und zieht unter das bisher erfolgreic­hste Quartal der Firmengesc­hichte einen Strich. Konzernche­f Zachert hebt die Jahresprog­nose an.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN/KÖLN Durchs Telefon war leider nicht zu sehen, wie es aussehen kann, wenn sich ein Konzernche­f „über beide Backen hinaus“freut. Aber allein an dieser Äußerung von Matthias Zachert war zu erahnen, dass Lanxess auf seiner jüngsten Einkaufsto­ur ein Schnäppche­n geangelt hat. In der Nacht zu gestern ist sich Lanxess mit den Vertretern des belgischen Unternehme­ns Solvay einig geworden, dessen Phosphorch­emikalien-Geschäft (90 Mitarbeite­r, 65 Mio Umsatz) mit einem US-Produktion­sstandort zu übernehmen. Die Tinte unter der Vereinbaru­ng wird inzwischen getrocknet sein, die Genehmigun­g durch die Kartellbeh­örden steht freilich noch aus.

Im ersten Halbjahr will Lanxess die Transaktio­n abschließe­n. Dann, nämlich spätestens im Frühjahr im Geschäftsb­ericht, wird auch offenbar, was Lanxess an Geld dafür auf den Tisch legen muss. Bisher darf Zachert das nicht sagen, weil „der Verkäufer uns darum gebeten hat. Aber es ist die attraktivs­te Akquise, die wir je getätigt haben“, konnte sich der Lanxess-Chef nicht verkneifen, anzufügen. Und: Der Kauf sei besser, als selbst in den USA eine neue Anlage für Phosphor-Additive zu bauen. Denn so kann Lanxesx schneller in den entspreche­nden US-Markt einstiegen, den der Kon- zern bisher noch nicht bedient. Das Fachwissen aus Leverkusen, wo Lanxess an seinem weltweit größten Produktion­sstandort eine solche „starke“Anlage betreibt, will Lanxess in den USA einbringen. Dass das Kartellamt Einwände gegen die Akquisitio­n hat, damit rechnet Zachert nicht. „Wir sind kein globaler Spieler in dem Bereich, sind auf dem Markt, auf dem wir jetzt zukaufen, bisher nicht tätig“, betonte der Manager, der berichtet, dass Lanxess seit rund zwei Jahren Kontakt zu Solvay hatte, jetzt mehrere Monate in konkreten Verhandlun­gen mit den Belgiern stand.

Währenddes­sen haben sich die Kennzahlen des Konzerns nach oben geschraubt. Das neue Lanxess, wie Zachert gerne sagt, steuert auf ein Rekordjahr zu. Gestern hat der Konzern das „stärkste dritte Quartal in der Unternehme­nsgeschich­te“veröffentl­ichen können, rechnet mit einem Rekorderge­bnis 2017 und hob schon mal die Jahresprog­nose beim Ebitda (Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibu­ngen) leicht auf 1,25 bis 1,3 Mrd. Euro an. „Beides wäre ein Spitzenerg­ebnis und das Beste in der Firmengesc­hichte“.

Die hatte Vorgänger Axel Heitmann schon mal mit einem großartige­n Rekord zieren wollen. Er hatte vor Jahren angekündig­t, 2015 einen operativen Gewinn von 1,4 Mrd. Euro einfahren zu wollen. Heitmann hatte verstärkt auf Kautschuk gesetzt. Und genau der ist jetzt das Sorgenkind von Lanxess. Das entspreche­nde Joint Venture Arlanxeo mit dem Ölriesen Saudi Aramco befindet sich „noch immer in einem herausford­ernden Marktumfel­d“, formuliert­e Zachert zum schwächeln­den Geschäft. „Wir sind aber noch gut unterwegs, viele Wettbewerb­er verzeichne­n gar keine Marge mehr.“Das Arlanxeo-Ebitda liegt mit 76 Mio. Euro um 17 Prozent (15 Mio. Euro) unter dem Vergleichs­wert vom Vorjahr, die Ebitda-Marge liegt bei 10,6 nach 13,5 Prozent im Vorjahr. Kautschuk sei ein Dollar-Geschäft, schwächelt der Dollar, „bringt das Schleifspu­ren mit sich“, sagte Zachert.

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