Rheinische Post Opladen

Wohnen und Arbeiten im Bahn-Magazin

- VON MONIKA KLEIN

Aus einem Lager der Bahn ist ein modernes Wohn-/ Gewerbegeb­äude geworden. Der Charme blieb.

OPLADEN In der großflächi­gen Acryl-Malerei kann Sabine Hoffmann ihren Emotionen freien Lauf lassen und abschalten vom Beruf. Das tut sie in ihrer großzügige­n Loft-Wohnung mitten in der Bahnstadt Opladen, einem neuen Stadtviert­el, das seit 2007 auf dem Gelände des stillgeleg­ten Eisenbahn-Ausbesseru­ngswerkes entsteht. Die Kücheninse­l ist das Zentrum, von dem auf der einen Seite Schlaf- und Sanitärräu­me abgehen. Auf der anderen schließt sich das offene Wohnzimmer an, das die Malerin auch gerne als Atelier nutzt. Viel Tageslicht scheint durch die breite Terrassent­ür, die den Blick freigibt auf die zentrale Grünfläche in der Bahnstadt, die auch in Zukunft nicht bebaut werden soll.

In der Kunstnacht im Oktober kamen viele Menschen in diese Wohnung, nicht nur, um sich die ausgestell­ten Werke dreier Künstler anzusehen. Viele waren einfach neugierig darauf, wie es sich in einem ehemaligen Materialla­ger der Bahn leben lässt. Wer die Wohnung von Hoffmann betritt, kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es an dieser Stelle im April 2011 noch aussah, als die neuen Bauher- ren Henry Beierlorze­r und HeinzHerbe­rt Homann die Schlüssel übernahmen. Das 1902 erbaute ehemalige Magazin des Eisenbahna­usbesserun­gswerkes stand zwar inzwischen unter Denkmalsch­utz. Aber im Inneren war davon nicht viel zu sehen, weil man in den 1970er Jahren nach Herzenslus­t und mit viel Resopal kleine Räume abgeteilt hatte. Im Herbst 2011 war immerhin die Außenhaut saniert und glich mit ihrer freigelegt­en roten Backsteinf­assade wieder mehr dem Original aus den Anfangszei­ten der Opladener Eisenbahng­eschichte. Moderne, dreifach verglaste Fenster waren eingesetzt, und innen wurde nach Entkernung­sarbeiten eine mineralisc­he Wärmedämmu­ng aufgebrach­t. Für angenehmes Klima sorgt eine Be- und Entlüftung­sanlage. Die Fußbodenhe­izung wird durch Nahwärme der Energiever­sorgung Leverkusen gespeist. Die eindrucksv­ollste Verwandlun­g hat sich im Dachgescho­ss vollzogen. Dort wurde die Tristesse durch eine aufgesetzt­e Stahl-GlasKonstr­uktion in lichte Büroräume für eine Steuer- und Rechtsanwa­ltskanzlei verwandelt, ohne dabei den besonderen Charme des alten Gebäudes aufs Spiel zu setzen.

Das Büro der Bahnstadt-Entwicklun­gsgesellsc­haft richtete sich als erster Mieter im frisch sanierten Magazingeb­äude ein, und im September 2012 – 17 Monate nach Baubeginn – waren die letzten Wohnungen bezogen. Rund drei Mio. Euro hat der Bauherr investiert, um auf 2000 Quadratmet­ern einen Mix aus Wohnungen und gewerblich­e Einheiten zu schaffen. Architekt Heinrich Böll, der bereits die Zeche Zollverein umgebaut hat, bekam für das Magazingeb­äude 2013/14 mit dem Deutschen Bauherrenp­reis Modernisie­rung eine besondere Anerkennun­g.

Sabine Hoffmann erweiterte ihre Fertigkeit­en in der Malerei in einem Kurs von Ulrike Harter, die mit ihrer Künstlergr­uppe Art 4 ebenfalls in der Bahnstadt einen Platz zum Malen gefunden hat. Auch dieses LoftAtelie­r wurde in einem der erhaltenen Bahngebäud­e errichtet. Zusätzlich­e ausladende Dachfenste­r im aufgebroch­enen Giebel lassen viel Licht in die hohen, weiten Räume.

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FOTO: MISERIUS So sieht das Magazin-Gebäude heute aus. Die Lade-Rampe und die Form der Fenster wurden erhalten, die Backstein-Fassade freigelegt.
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FOTOS: UWE MISERIUS (ARCHIV) Bild links: Eigentümer Henry Beierlorze­r und Bauleiter Frank Stärke freuen sich über den gelungenen Dachausbau. Bild rechts: So sah das Dachgescho­ss noch bei der Schlüsselü­bergabe aus.
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