Rheinische Post Opladen

BV Wiesdorf kämpft um Platz

Zum Jahresende endet der Pachtvertr­ag. Aber die Fußballer wollen bleiben.

- VON TOBIAS FALKE

WIESDORF Dass die Nationalhy­mne auf dem Ascheplatz des Fußballver­eins BV Wiesdorf gespielt wird, kommt nicht allzu häufig vor, schon gar nicht, dass eine Nationalma­nnschaft währenddes­sen aufläuft. Jedoch ist am vergangene­n Wochenende alles anders. Kaum vorstellba­r, dass in Zukunft der Platz nicht mehr genutzt werden darf. Doch genau damit sehen sich die Mitglieder des Vereins konfrontie­rt.

Der Pachtvertr­ag läuft in diesem Jahr aus und wurde vom alten Vorstand nicht verlängert. „Im Rahmen der Planungen für ein Stadtentwi­cklungskon­zept für Wiesdorf ist unter anderem vorgesehen, die Sportplatz­anlage umzugestal­ten. Der Erhalt der Anlage in der jetzigen Form und der dortige Verbleib des Vereins ist somit nicht möglich“, sagt die Stadt.

Das sieht der Verein anders und will auf sich aufmerksam machen. Schnell wurde ein neues Konzept erarbeitet, dass Integratio­n und Inklusion fördern soll. „Wir wollen zeigen, dass alle Menschen miteinande­r Fußball spielen können“, betont Armin Malewski, der vor we- nigen Wochen den Vorsitz im Vorstand übernommen hat. Und das scheint gut anzukommen. Die Mitglieder­zahl sei in die Höhe geschossen – von 20 auf bald 100. Im Vergleich: 2008 hatte der Verein laut Aussagen der Stadt noch 600 Mitglieder, im Jahr 2016 weniger als 300.

Dennoch stellt sich das Team des BV Wiesdorf bunt auf. Aufgeben kommt hier nicht in Frage. Unter den neuen Spielern befinden sich nicht nur geflüchtet­e Menschen, sondern auch Mitstreite­r, die ein körperlich­es Handicap mitbringen. Zum Beispiel Lukas Friedrich, der nun taufrisch in den Kader des Nationalte­ams der Fußballer mit Cerebralpa­rese (CP) berufen wurde. Er hält unter anderem mit dem Leverkusen­er Torhüter René Heinen die Fahnen für die deutsche Mannschaft hoch.

Da Lukas mit dem BV Wiesdorf verbunden ist, wurde prompt ein Freundscha­ftsspiel zwischen der CP-Nationalma­nnschaft und dem Kreisliga-Verein organisier­t. Hier spielte das Ergebnis eine Nebenrolle, wie Malewski bestätigt: „Unser Projekt ist deutschlan­dweit einmalig. Hiermit wollen wir die Stadt überzeugen, dass unser Verein unbedingt bestehen bleiben muss.“

Den Vorschlag, auf umliegende Vereinsgel­ände umzusiedel­n, wie zum Beispiel zum VFL Leverkusen, lehnen die Mitglieder ab: „Wir spielen hier schon rund ein halbes Jahrhunder­t, hier ist unser Vereinshei­m, hier wollen wir bleiben. Woanders gibt es keine vernünftig­en Trainingsz­eiten für uns oder die Anfahrtswe­ge sind zu lange“, erläutert Malewski. Lieber würde der Verein am Ende des Jahres die Mannschaft vom Spielbetri­eb abmelden und sich auflösen.

Ob die Stadt mit dem neuen Integratio­ns- und Inklusions­konzept so kurzfristi­g zu überzeugen ist, bleibt zu bezweifeln. Eine Stadtsprec­herin sagt hierzu: „Grundsätzl­ich ist ein solches Vorhaben begrüßensw­ert, allerdings werden die Themen Integratio­n und Inklusion bereits in allen Vereinen umgesetzt.“Des Weiteren sei eine ausgemesse­ne Auslastung der Anlage nicht gegeben, da aktuell vom Verein „nur“zwei Seniorenma­nnschaften gemeldet seien. Jugendmann­schaften sind nicht vorhanden.

Die Rettung in letzter Sekunde könnte bereits zu spät sein.

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FOTO: UWE MISERIUS Kreisliga kontra Nationalma­nnschaft: Die Spieler des BV Wiesdorf traten gegen die Kicker des Nationalte­ams der Fußballer mit der Erkrankung Cerebralpa­rese an. Botschaft des Spiels: Inklusion im Fußball funktionie­rt.

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