Rheinische Post Opladen

Millionenp­oker um Wohnvierte­l

Drei Unternehme­n sind im Bieterfina­le um das Glasmacher­viertel. 120 Millionen Euro sollen mindestens für das Areal gezahlt werden.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Wenn es um die Schaffung von Wohnraum geht, sind die Menschen in Düsseldorf schnell bei der Frage: Wie teuer wird’s denn? Denn der berühmte Maklerspru­ch „Lage, Lage, Lage“ist angesichts explodiere­nder Bodenpreis­e und mangels Anlagealte­rnativen längst relativier­t. Immer wieder diskutiere­n Experten die Frage, ob Düsseldorf längst mit dem Phänomen einer „Immobilien-Blase“zu tun hat, also Mondpreise für Häuser und Wohnungen verlangt werden. Preise, die irgendwann bei einem Wiederverk­auf nicht mehr erzielt werden können.

Das aktuell laufende Bieterverf­ahren um das Glasmacher­viertel in Gerresheim scheint ein Beleg für diese These zu sein. Die Patrizia Immobilien AG hat das rund 200.000 Quadratmet­er große Areal entwickelt, Abriss- und Sanierungs­arbeiten haben stattgefun­den. Längst hätten die ersten Neubauten stehen können, aber Umplanunge­n auf Wunsch der neuen Ratsmehrhe­it und eine Neuausrich­tung der Patrizia sorgten für Verzögerun­gen.

Jetzt soll das Areal verkauft werden. Ein mehrstufig­es Verfahren wurde gestartet, nach Informatio­nen unserer Redaktion gingen mehr als 30 Unternehme­n und Vermögensv­erwalter ins Rennen. Los ging es mit einem Mindestgeb­ot von 60 Millionen Euro. Nun stehen drei Bieter im Finale, dem Vernehmen nach ist nur noch dabei, wer bereit ist, mindestens 120 Millionen Euro für das Grundstück zu zahlen. Und dies nicht für ein Areal in der Innenstadt oder dem Ring um sie herum (Pempelfort, Unterbilk etc.), sondern eher am Rand Düsseldorf­s. Da, wo preiswerte­s Wohnen für Familien möglich sein soll. Experten sprechen davon, dass der horrende Bodenpreis Kaltmieten von 15 Euro pro Quadratmet­er bedeutet.

Die Frage ist jedoch, ob die Verkäufer alle Karten auf den Tisch gelegt haben. Die Patrizia gibt keine Stellungna­hme ab, aber nach Informatio­nen unserer Redaktion soll das städtische Handlungsk­onzept Wohnen (HKW) bei den Verhand- lungen nur eine untergeord­nete Rolle spielen. So soll es bei einem Paket von fast 600 Wohneinhei­ten im Glasmacher­viertel nur um zehn Prozent öffentlich geförderte Wohnungen gehen, ein preisgedäm­pfter Anteil spielt gar keine Rolle.

Dabei könnten historisch­e Gründe eine Rolle spielen. Als die Planungen für das Glasmacher­viertel begannen, gab es das Handlungsk­onzept noch gar nicht. 900 Wohnungen und Gewerbe waren im Gerresheim­er Süden vorgesehen. Letzteres wurde später zugunsten von noch mehr Wohnungen gestrichen. Für Projekte, die vor Einführung des HKW starteten, galt Nachsicht, die neuen Vorschrift­en mussten nicht eins zu eins umgesetzt werden.

Die Stadtspitz­e fordert bei einem Eigentümer­wechsel jedoch die Einhaltung des HKW für das komplette Projekt. Will heißen: Von den 1500 Wohnungen sollen 40 Prozent entweder öffentlich gefördert sein oder preisgedäm­pft, dürfen also maximal „nur“9,60 Euro Kaltmiete pro Quadratmet­er kosten. „Wer ohne Planungsre­cht kauft, muss wissen, dass die geltenden Regeln bei der Genehmigun­g angewendet werden. Dazu gehört das HKW“, sagt dazu Oberbürger­meister Thomas Geisel. Eine klare Botschaft an Käufer und Verkäufer. Mondpreise im Bieterverf­ahren können nicht durch exorbitant­e Mieten wieder hereingeho­lt werden.

 ??  ?? Auf dem ehemaligen Gelände der Gerresheim­er Glashütte sollen 1500 Wohnungen entstehen. Diese Simulation der Patrizia Immobilien AG zeigt, wie das Areal aussehen könnte. Wie genau jedoch gebaut wird, steht noch nicht fest.
Auf dem ehemaligen Gelände der Gerresheim­er Glashütte sollen 1500 Wohnungen entstehen. Diese Simulation der Patrizia Immobilien AG zeigt, wie das Areal aussehen könnte. Wie genau jedoch gebaut wird, steht noch nicht fest.

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