Federer hat gutes Gefühl für Zverevs weiteren Weg
Der Deutsche unterliegt dem Schweizer zwar im ATP-Finale von London, aber der ist anschließend voll des Lobes über den Hamburger.
LONDON (sid) Der erste Frust über die Niederlage war ungewöhnlich schnell verflogen: Alexander Zverev wirkte komplett aufgeräumt und fühlte sich trotz des 6:7 (6:8), 7:5, 1:6 beim ATP-Finale gegen Roger Federer nicht als typischer Verlierer. „Wer mich sonst nach Niederlagen schon erlebt hat, der weiß, dass das nicht immer so ist“sagte der 20-Jährige schmunzelnd und begründete seine ansprechende Laune: „Ich bin nach diesem Match sehr positiv gestimmt. Wenn ich mein Niveau hal- te, habe ich sehr gute Chancen, hier im Halbfinale zu stehen.“
Dazu muss der Weltranglistendritte heute (21 Uhr) in der abschließenden Partie der Boris-BeckerGruppe Jack Sock (USA/Nr. 8) bezwingen. Im direkten Duell der beiden Turnierdebütanten steht es 1:1. Der Sieger dieses Spiels zieht als Staffelzweiter in die Vorschlussrunde ein. Da der spanische Branchenprimus Rafael Nadal als Favorit der Pete-Sampras-Gruppe verletzungsbedingt zurückziehen musste, scheint das Feld auch für Außenseiter weit offen.
Doch Zverev ist nach einer formidablen Saison mit fünf Titeln – davon zwei bei den Master-Turnieren in Rom und Montreal – längst mehr als ein Geheimtipp. Das weiß auch Federer, der große Stücke auf den Aufsteiger des Jahres hält und sich manchmal schon fast wie ein Mentor des Hamburgers anhört.
„Er ist ein wunderbarer Typ und großartiger Profi. Was ich an Sascha mag, ist die Tatsache, dass er als Spieler das komplette Paket anbieten kann“, sagte Grand-Slam-Rekordchampion Federer. Gegen kaum einen anderen Kollegen hat der 36-Jährige eine ähnlich durchwachsene Bilanz wie gegen Zverev (3:3). Federer, der nach zwei Siegen in der Gruppenphase bereits im Halbfinale von London steht, ist zuversichtlich, dass der junge Deutsche auch im „Alles-oder-Nichts“Match gegen Sock (USA) kühlen Kopf behält. Der 25-Jährige hatte sich durch seinen jüngsten Erfolg beim Hallen-Masters in Paris als letzter Profi für das Saisonabschlussturnier in der 17.500 Zuschauer fassenden Arena unweit der Themse qualifiziert. Er verlor seinen Auftakt gegen Federer (4:6, 6:7), ge- wann dann aber gegen Marin Cilic (5:7, 6:2, 7:6).
Federer löste unterdessen USGolfprofi Tiger Woods als Preisgeldkönig ab. Nach Angaben des Wirtschaftsmagazins „Forbes“steht der Schweizer nun bei 110.235.682 Dollar. Woods hat in seiner Karriere bislang 110.061.012 Dollar eingestrichen. Federer hatte bereits vor einem Monat den Serben Novak Djokovic als Tennisprofi mit den höchsten Prämieneinnahmen überholt. Djokovic hatte als erster Spieler die 100-Millionen-Grenze überschritten.