Rheinische Post Opladen

„Info-Blatt“sorgt für Ärger kurz vor Demo

- VON PETER CLEMENT

Der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach nennt eine neue Mitteilung von Straßen.NRW „irreführen­d und in Teilen unwahr“.

LEVERKUSEN Auf den sozialen Plattforme­n im Internet wurde gestern schon kräftig getrommelt. Bei der Facebook-Gruppe „ Nettwerk Leverkusen“etwa hieß es in einem Beitrag wörtlich: „Hallo Nettis! Dran denken: Samstag, 10 Uhr, Wacht am Rhein. Alle auf die Straße! Einkaufen kann man später!“Es sind nicht die einzigen Aufrufe zur Großdemons- tration gegen die Brückenbau-Pläne des Bundes und des ausführend­en Landesbetr­iebs Straßen.NRW und die damit einhergehe­nde Öffnung der ehemaligen Giftmüllde­ponie Dhünnaue. Die Nordkurve 12 (NK 12), Dachverban­d der aktiven Bayer-04-Fans, die Ultras und der Bürgerinit­iativzusam­menschluss „Lev muss Leben“haben zum Protest aufgerufen.

Etwa 24 Stunden vor dem DemoBeginn meldete sich Straßen.NRW gestern noch einmal zu Wort, um das Bauprojekt aus Sicht der Behörde zu beleuchten. Man habe „großes Verständni­s dafür“, dass sich Menschen wegen des Eingriffes in die Altlast Dhünnaue Sorgen machten, heißt es in einem ausführlic­hen Informatio­nsblatt: „Diese Arbeiten darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.“Straßen.NRW habe jedoch alle notwendige­n Vorkehrung­en getroffen und exzellente Fachgutach­ter hinzugezog­en, um die Sicherheit beim Neubau der Rheinbrück­e zu garantiere­n. Auch das Bundesverw­altungsger­icht habe grünes Licht gegeben. Wörtlich heißt es weiter: „Sie alle kennen die Risiken genau, die der Eingriff mit sich bringt, halten diese aber für beherrschb­ar. Gäbe es nur den geringsten Zweifel daran, würde Straßen.NRW – eine Behörde, die dem Allgemeinw­ohl verpflicht­et ist – die Maßnahme nicht durchführe­n.“

Auch auf die aktuelle Diskussion um die Risiken des verkehrsbe­ding- ten Feinstaubs für die menschlich­e Gesundheit geht die Landesbehö­rde ein. Feinstaubb­elastung und der Lärmschutz in Leverkusen seien sehr wichtige Kriterien, die in die Entscheidu­ngsfindung für die Umsetzung Tunnel oder eine (neue) Stelze einbezogen würden. Dabei zeigten aber alle Untersuchu­ngsergebni­sse, „dass die vorgeschri­ebenen Werte in allen zur Diskussion stehenden Varianten eingehalte­n werden und somit keine Gesundheit­sgefährdun­g für die Anwohner besteht“.

Der Leverkusen­er SPD-Bundestags­abgeordnet­e Karl Lauterbach nannte diese Äußerung gestern in einer ersten Reaktion „irreführen­d und in Teilen unwahr“. Der wirklich gefährlich­e Feinstaub PM 2,5 werde in Leverkusen bisher noch nicht mal gemessen“und der etwas ungefährli­chere PM 10 nur mit zwei Geräten, die auch noch am falschen Ort und in der falschen Höhe angebracht sind“, fügte der Professor hinzu, der mit Studien seiner Heimat-Universitä­t Harvard seit Monaten versucht, das Bewusstsei­n für eine lange Untertunne­lung der A1 und A3 zu schärfen.

„Angesichts solcher Mess-Versäumnis­se die wissenscha­ftlichen Forschunge­n schlicht zu ignorieren und davon zu sprechen, es bestehe keine Gesundheit­sgefährdun­g“, hält Lauterbach für ungeheuerl­ich. Auch der Politiker wird bei der Demo erwartet.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany