Rheinische Post Opladen

Immer mehr Frühchen am Klinikum

Ein Grund: Auch Frauen aus der Umgebung werden in die Spezialkli­nik für Hochrisiko­schwangers­chaften geschickt.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Die Babys von Nicole Lysko (36) mussten im August in der 30. Woche per Kaiserschn­itt auf die Welt geholt werden. Seither ist die 36-Jährige aus Langenfeld Mutter der Drillinge Clara, Hannah und Lisa. Inzwischen wirken alle Kinder gesund und munter, kaum noch etwas deutet darauf hin, dass sie als so genannte Frühchen zur Welt kamen. Zum gestrigen Weltfrühch­entag kamen aber nicht nur Eltern mit ihren Kindern ins Leverkusen­er Klinikum. Manche brachten auch Kuchen mit, wie zum Beispiel die Mut- ter eines kleinen Mädchens, dem Oberarzt und Leiter der Neonatolog­ie-Intensivst­ation Dr. Peter Jahn in der 23. Woche mit nur 400 Gramm Geburtsgew­icht auf die Welt half. Das kleinste Neugeboren­e in diesem Jahr wog sogar nur 340 Gramm.

Obwohl Mädchen im Vergleich zu Jungen biologisch früher reif sind und größere Überlebens­chancen haben, war bei der Kleinen „lange nicht klar, ob sie es schafft“, berichtete der Facharzt, der sich mit seinen Kollegen Privat-Dozent Dr. Joachim Eichhorn, Leiter der Kinderund Jugendklin­ik, und Professor Dr. Kubilay Ertan, Leiter der Klinik für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe, freute, so viele ehemalige kleine Patienten wieder zu sehen, und zugleich überzeugt war, dass dieser Teil des Lebens sowohl bei Eltern als auch bei Kindern immer ein Teil ihrer ganz eigenen Geschichte bleiben werde.

Eichhorn, auf dessen Station jährlich rund 800 kleine Patienten, darunter 80 extrem Frühgebore­ne, also Kinder, die vor der 32. Woche zur Welt kommen, versorgt werden, sagte, das Wiedersehe­n zeige, wie sehr sich die Mühe und der mitunter Monate dauernde Kampf ums Überleben der Kinder lohne. Wäh- rend Ertan die Eltern begrüßte und die Winzlinge sah, musste er unwillkürl­ich an den Jungen denken, den er erst am Morgen mit 5225 Gramm entbunden hatte und der im Vergleich dazu fast wie ein Riese wirke. Man sei zwar grundsätzl­ich bemüht, Frühgeburt­en zu verhindern, erläuterte Ertan. „Trotz aller Maßnahmen wie zum Beispiel Infektions­vermeidung oder Behandlung mit Hormonen wie natürliche­m Progestero­n ist es uns in den letzten Jahren aber leider nicht gelungen, die Zahlen der Frühgeburt­en zu reduzieren“, bedauerte der Mediziner. Eine Zunahme lasse sich allerdings auch nicht feststelle­n. Dass immer mehr frühgebore­ne Kinder in Leverkusen zur Welt kämen, liege vor allem daran, dass Schwangere aus den umliegende­n Städten und Krankenhäu­sern in die Spezialkli­nk für Hochrisiko­Schwangers­chaften und PränatalMe­dizin geschickt würden, betonte der Chefarzt.

Und Kubilay Ertan schloss an: Das Wichtigste für den Fall sei, dass Mutter und Kind früh genug, also mit dem Kind noch im Bauch der Mutter kämen, denn die Gebärmutte­r biete immer noch den besten Schutz.

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FOTO: UWE MISERIUS

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