Rheinische Post Opladen

Weltgeschi­chte in Schwarz-Weiß-Fotos

- VON MONIKA KLEIN

Im Erholungsh­aus sind ab morgen Fotografie­n von Max Scheler zu sehen, der in den 1960er Jahren für den Stern arbeitete.

LEVERKUSEN Das Medium Fotografie wird zwar seit den 1980er Jahren zunehmend geschätzt und zog in die Museen ein. Wenn es sich aber um Bilder von Pressefoto­grafen handelt, gibt es durchaus Vorbehalte. Auf diese Weise kam Bayer Kultur in den Genuss einer Ausstellun­g mit Arbeiten von Max Scheler, die nach seinem Tod bereits in den Hamburger Deichtorha­llen und im Münchner Fotografie­museum zu sehen war, für die sich in seiner Geburtssta­dt Köln aber kein geeigneter Raum fand. Besucher des Erholungsh­auses können sich darüber freuen, die von diesen aussagekrä­ftigen Fotos mitgenomme­n werden auf eine Zeitreise. Nicht nur für jüngere Menschen, die keine Erinnerung damit verbinden, sind Ort, Zeit und Anlass der Serien jeweils durch kurze Texte erklärt.

Peer Olaf Richter, Freund und Nachlassve­rwalter von Max Scheler, ist Kurator dieser Schau und wird bei der Eröffnung morgen eine Einführung geben. „Von Konrad A. bis Jackie O.“hat Scheler eine ganze Reihe von Prominente­n abgelichte­t. Und zwar nicht in Fotografen-Posen, sondern stets mit dem sicheren Blick für die Aussage. So hielt er Helmut Schmidt bei seiner liebsten Freizeitbe­schäftigun­g fest: beim Se- geln. Oder er versuchte vor dessen Wahl zum Bundespräs­identen den Menschen Gustav Heinemann näherzubri­ngen: als frühmorgen­dlicher Schwimmer in einem ganz normalen Essener Bad. Er brachte den Menschen Aspekte des teils noch zerstörten und des geteilten Deutschlan­ds näher, und ihm gelangen ganz besondere Momentaufn­ahmen wie die von Ludwig Erhardt, der sich unter dem Banner „Es geht um Deutschlan­d“den Schweiß von der Stirn wischt. Wie sich die Ereignisse der Geschichte ähneln, mag man in den Wochen von Jamaika-Sondierung­en denken. Genauso an der Wand gegenüber, die dem Protest der KohleBerga­rbeiter gegen Zechenschl­ießungen gewidmet ist. Das Jahrzehnt der Aufnahmen lässt sich nicht nur anhand der Kleidung bestimmen, sondern auch an den Lockenwick­lermodelle­n der Frauen, die ihre protestier­enden Männer anfeuern.

Manche Bilder lassen schmunzeln wie die drei Schornstei­nfeger, die auf den Dächern Seile zu springen scheinen, weil Scheler genau im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt hat. Andere sind skurril oder ebenso tragisch wie komisch. Beispielsw­eise die Fotos von deutschen Stränden und der Weite des Meeres, die in den 1960ern, durch Stacheldra­ht und Verbotssch­ilder eingegrenz­t wurde. Max Scheler begleitete die politische Entwicklun­g in Deutschlan­d, in China und seinem Traumland USA, zunächst als Fotojourna­list für den Stern, später als Bildredakt­eur, unter anderem für das Magazin Geo.

„Max Scheler. Von Konrad A bis Jackie O.“ist bis 28. Januar im Erholungsh­aus, Nobelstr. 37, zu sehen. Vernissage 19. November, 11 Uhr. Öffnungsze­iten Sa/So 11 bis 17 Uhr und eine Stunde vor Veranstalt­ungen. Führungen am 1. und 3. Sonntag im Monat, 11.15 Uhr, Führun- gen „After Work“am 7. Dezember und 22. Januar, 18 Uhr oder nach Vereinbaru­ng, Tel. 0214 3041283. Eintritt frei, Katalogbuc­h zehn Euro.

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FOTO: MAX SCHELER Eingeschrä­nkte Fernsicht: Diesen Eindruck von Sommerfris­che hielt Fotograf Max Scheler in Heringsdor­f auf der Insel Usedom fest. Zu sehen ist es in der Schau im Erholungsh­aus, die morgen eröffnet wird.

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