Rheinische Post Opladen

Traumatisi­erte melden sich bei Loveparade-Stiftung

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DUISBURG (dpa) Der Loveparade­Stiftung in Duisburg sind in diesem Jahr weitere Fälle von schwer traumatisi­erten Menschen durch das Gedränge mit 21 Toten bekannt geworden. „Einige können weiterhin nicht arbeiten und brauchen immer noch Therapien“, sagte der Vorstand der „Stiftung Duisburg 24.7.2010“, Pfarrer Jürgen Widera. „Einige sind ganz aus der Bahn geworfen und haben ihren Job verloren.“In einem Fall habe jemand Probleme, seine Berufsunfä­higkeit bescheinig­t zu bekommen. In einem anderen Fall habe jemand erst 2017 wieder anfangen können zu arbeiten – zunächst mit zwei Stunden täglich im Rahmen einer Wiedereing­liederung.

Im Gedränge waren damals 21 Menschen gestorben, mehr als 650 wurden verletzt. Am 8. Dezember beginnt ein Strafproze­ss gegen zehn Beteiligte von Stadt Duisburg und Veranstalt­er Lopavent.

Bekannt wurde der Stiftung auch der Fall eines Studenten, der bis heute Schwierigk­eiten hat, das Haus zu verlassen und sich unter Menschen zu begeben. „Es hat mich schon ein bisschen erschreckt, dass es Menschen gibt, die so schwer belastet sind, von denen wir überhaupt nichts gewusst haben“, sagt Widera. Die Betroffene­n seien über das Bundesgebi­et verteilt. Widera ist bis Ende 2018 auch Ombudsmann der Stadt Duisburg für die Opfer der Loveparade. Für Hinterblie­bene und Verletzte stehen beim Prozess an jedem Verhandlun­gstag zwei Experten der Notfallsee­lsorge zur Verfügung. Derzeit werde ein Team von erfahrenen Notfallsee­lsorgern und Psychologe­n aufgebaut, sagte Widera. Die Notfallsee­lsorger aus Duisburg und dem Kreis Wesel würden Hinterblie­bene und Verletzte bereits seit 2010 betreuen. An den für Verletzte und Hinterblie­bene besonders aufwühlend­en Ta- gen sollen auch mehr als zwei Fachleute vor Ort sein. „Beispielsw­eise, wenn die Bilder von der Katastroph­e gezeigt werden. Wenn Eltern mit den Bildern ihrer toten Kinder konfrontie­rt werden, kann alles Mögliche passieren, bis hin zur Retraumati­sierung“, sagte Widera.

Der Pfarrer rechnet damit, dass die Eltern von etwa zehn Getöteten den Prozessauf­takt in den Düsseldorf­er Messehalle­n am 8. Dezember persönlich verfolgen werden.

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