Rheinische Post Opladen

Ilse Aigner bastelt an Stoppt-Söder-Mission

Die ungeklärte Seehofer-Nachfolge lässt innerhalb der CSU die Nerven blank liegen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN/MÜNCHEN Eigentlich hatte Horst Seehofer am Samstag Klarheit über Bayern, die CSU und sein eigenes Schicksal haben wollen. Seit Langem stand fest, dass die CSU sich an diesem November-Wochenende bei ihrem Parteitag personell neu aufstellt. Wegen der JamaikaSon­dierungen steht Seehofer nicht in Nürnberg auf dem Spodium, sondern in Berlin vor der CDU-Zentrale und betrachtet die Schuhe von Claudia Roth. Es sieht so aus, als verbeuge sich die Grünen-Politiker vor dem CSU-Chef.

Diese Haltung kannte Seehofer auch von den Seinen, als er ihnen die absolute Mehrheit zurückgebr­acht hatte. Nach langem Lavieren hatte er sich im Frühsommer entschiede­n, die offene Nachfolgef­rage zu lösen, indem er einfach selbst noch mal weitermach­t. Doch seit dem Absturz der CSU bei den Bundestags­wahlen, denen die Umfragen für die Landtagswa­hlen in gefährlich­er Weise folgten, überlegt das Lager um Finanzmini­ster Markus Söder nicht mehr, ob der Franke Seehofer beerbt, sondern nur noch, wie schnell sie es hinbekomme­n. Die Vertagung des Parteitage­s auf Mitte Dezember hat sie nicht geduldiger werden lassen.

Als am Wochenende Überlegung­en von Vize-Ministerpr­äsidentin Ilse Aigner be- kanntwurde­n, über die Spitzenkan­didatur könne die CSU auch per Urabstimmu­ng ihre Mitglieder entscheide­n lassen, kochte die Empörung im Söder-Lager hoch. Schließlic­h hat sich Söder längst die Mehrheit in der CSU-Landtagsfr­aktion gesichert und dürfte auch der Parteitag einer Lösung ohne Söder nicht folgen. Aigners Manöver läuft daher auf eine Stoppt-Söder-Missi- on hinaus – mit ihr selbst als personelle­r Alternativ­e. Aber auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann gilt als vorzeigbar, so wie EVPChef Manfred Weber und in der letzten Zeit immer häufiger Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. Dessen betont härteres Agieren in den Sondierung­en wird als Beleg genommen, dass er ebenfalls die CSU führen könnte.

Die Nervosität wächst mit jedem Tag, an dem sich Seehofer nicht erklärt. Und der hat alle Hände voll mit Sondieren zu tun, muss ein ums andere Mal die Parteibela­nge in München vertagen. Der CSU tut der sich aufbauende Konflikt zwischen zwei Lagern nicht gut. Andere Parteien mögen Flügel-Konkurrenz­en eingeübt haben, die Christsozi­alen sind es gewohnt, sich hinter einer starken Führung zu versammeln. An der Stelle aber schwächelt es.

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FOTOS: DPA Parteikoll­egen oder Konkurrent­en? Ilse Aigner (52) und Markus Söder (50).

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