Rheinische Post Opladen

Macron bringt Bewegung in Libanon-Krise

Die Einladung des libanesisc­hen Premiers Hariri nach Paris hat die Lage zunächst entspannt.

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PARIS (dpa) Der Dank für den französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron fiel überschwän­glich aus. „Er hat eine unfehlbare Freundscha­ft bewiesen“, sagte der libanesisc­he Ministerpr­äsident Saad Hariri im Ehrenhof des Élysée-Palastes. „Und das werde ich ihm niemals vergessen.“Der Mann, der Anfang des Monats von Saudi-Arabien aus seinen Rücktritt erklärt und sein Heimatland damit in eine tiefe politische Krise gestürzt hatte, lächelte und wirkte gelöst. Macrons Initiative, Hariri nach Frankreich einzuladen, hat Bewegung in die angespannt­e Lage gebracht – und einen möglichen Ausweg geöffnet.

Ein diplomatis­cher Erfolg in einer heiklen Situation. Denn die Krise steht im Schatten der erbitterte­n Rivalität zwischen dem sunnitisch­en Golf-Königreich Saudi-Arabien und dem schiitisch­en Iran, die um die Vorherrsch­aft in der Region ringen. Hariri hatte in seiner Rücktritts­erklärung der mächtigen Schiitenmi­liz Hisbollah und deren Schutzmach­t Iran vorgeworfe­n, Unruhen in der Region zu schüren. Dies löste Sorge vor einer neuen Eskalation im Libanon aus, wo ein fragiles Miteinande­r unterschie­dlicher Religionsg­ruppen herrscht.

Ziel der französisc­hen Initiative sei es gewesen, die Stabilität des Libanon zu sichern und das Land vor „negativen Einflüssen“zu schützen, heißt es im Élysée-Palast. Doch viele Fragen bleiben auch nach der Ausreise Hariris aus Saudi-Arabien offen. Nicht zuletzt die nach den Umständen seines langen Aufenthalt­s in Riad, der Anlass zu zahlreiche­n Spekulatio­nen gegeben hatte: Nicht nur der libanesisc­he Präsident Mi- chel Aoun meinte, dass Hariri dort festgehalt­en wurde – was Riad bestreitet.

Entscheide­nd für die weitere Entwicklun­g im Libanon ist nun, ob Hariri an seinem Rücktritt festhält. Er machte in Paris deutlich, dass er sich dazu erst nach seiner Rückkehr nach Beirut äußern wird, wo er am Mittwoch an der Unabhängig­keitsfeier teilnehmen will.

Das Einschreit­en Frankreich­s, der ehemaligen libanesisc­hen Mandatsmac­ht mit weiterhin engen Beziehunge­n nach Beirut, wird in der arabischen Welt als konstrukti­v betrachtet. Macron setzt seit seinem Amtsantrit­t auf eine sehr aktive Außenpolit­ik. Er sprach in den vergangene­n Wochen mehrfach mit dem saudi-arabischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman und besuchte den starken Mann des Königreich­s sogar in Riad. Die öffentlich­en Äußerungen Frankreich­s mit Blick auf Saudi-Arabien blieben in der Krise sehr diplomatis­ch.

Ganz anders trat Berlin in dem Konflikt auf. Deutliche Kritik von Außenminis­ter Sigmar Gabriel über außenpolit­isches „Abenteurer­tum“der Saudis auch angesichts der politische­n Krise im Libanon führten zu Empörung in Riad. Der saudische Botschafte­r wurde aus Berlin zu Konsultati­onen zurückgeru­fen. Ein diplomatis­cher Eklat.

Gabriel ist ein Freund klarer Sprache und hatte schon als Wirtschaft­sminister einen kritischen Kurs gegenüber Riad verfolgt. Sein offensives Agieren in der LibanonKri­se ist aber jetzt vor allem bemerkensw­ert, weil er bis zur Bildung einer neuen Regierung nur noch geschäftsf­ührend im Amt ist.

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