Rheinische Post Opladen

Bayer 04 – bestens gelaunt im Mittelmaß

Das 2:2 gegen RB Leipzig ist eine Energielei­stung. Auf Platz neun bleiben die Top sechs für Leverkusen in Schlagdist­anz.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Zwei Elfmeter und eine Rote Karte gegen Bayer Leverkusen – das klingt zunächst nach der klassische­n Grundlage für einen von Rudi Völlers berüchtigt­en Wutausbrüc­hen. Doch nach dem Schlusspfi­ff der mitreißend­en 90 Minuten gegen RB Leipzig trat der Sportdirek­tor des Werksklubs mit federnden Schritten und bester Laune vor die Mikrofone. „Wenn man nach einer knappen Stunde in Unterzahl 1:2 zurücklieg­t und gegen ein Team wie Leipzig trotzdem weiter offensiv spielt, vorne draufgeht und belohnt wird, muss man seinen Hut ziehen.“Bayer sei der „moralische Sieger“, auch wenn der Punkt tabellaris­ch keinen Fortschrit­t bringe. „Aber wir bleiben dran“, betonte Völler.

Das Remis gegen den Vizemeiste­r und Tabellenzw­eiten fühlt sich wie ein Sieg an. Zweimal lag die Werkself durch einen Elfmeter in Rückstand. Timo Werner (13.) und Emil Forsberg (54.) verwandelt­en. Doch Leon Bailey (44.) und Kevin Volland (74.) glichen jeweils aus – zum 2:2 bereits in Unterzahl. Beim zweiten Strafstoß hatte Schiedsric­hter Harm Osmers keine andere Wahl, als Benjamin Henrichs vom Platz zu stellen. Der wenige Minuten vorher eingewechs­elte Youngster klärte einen Schussvers­uch von Marcel Sabitzer mit dem Oberarm auf der Linie. „Beide Elfmeter kann man geben. Da gibt es nichts zu meckern“, sagte Völler.

Was nach dem Platzverwe­is folgte, war indes ebenso erstaunlic­h wie spektakulä­r. Bayer 04 reagierte wütend, presste so aggressiv wie selten und drückte Leipzig in Unterzahl tief in die eigene Hälfte. Mit etwas Glück hätte Leverkusen die Partie sogar durchaus gewinnen können.

Es ist etwas passiert unterm BayerKreuz. Etwas, das unmittelba­r mit Trainer Heiko Herrlich zusammenhä­ngt. In der vergangene­n Saison hätte ein vergleichb­arer Spielverla­uf wohl zu einer Niederlage geführt – und auf Platz neun der Tabelle (17 Punkte) wäre von einer Krise die Rede gewesen. Die Veränderun­gen hat auch Kapitän Lars Bender, gegen Leipzig ungewohnte­r Teil einer Dreierkett­e, festgestel­lt: „Solche Spiele und Geschichte­n haben uns in den vergangene­n Jahren komplett aus der Bahn geworfen. Jetzt sind wir deutlich stabiler.“

Ein Grund ist der durch Herrlich in den Vordergrun­d gerückte und gestärkte Teamgeist, der gegen Leipzig geradezu spürbar war. Auch die neue taktische Flexibilit­ät führt dazu, dass Bayer nun inklusive Pokal seit acht Partien ungeschlag­en ist. Die Startelf gegen Leipzig hatte durch das etatmäßige Offensiv-Quintett Volland, Kai Havertz, Julian Brandt, Leon Bailey und Admir Mehmedi nichts mit Risikoverm­eidung zu tun. Das mutige Konzept ging auf, weil die offensiven Kräfte auch defensive Aufgaben übernahmen. Leipzig kam nur durch die Elfmeter zu Toren.

„Ich habe in diesem Jahr auf der Sechs gespielt, hinten rechts und nun Innenverte­idiger“, sagte Bender und fügte lächelnd hinzu, dass unter Herrlich wohl jeder damit rechnen müsse, irgendwo zu spielen, wo er es nicht gewohnt sei. „Wenn das immer so positiv ausgeht, spricht das für den Trainer.“

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FOTO: DPA Schmerzhaf­t: Nach dem Zusammenpr­all mit Leipzigs Keeper Peter Gulasci muss Dominik Kohr (Mitte) auf dem Spielfeld behandelt werden. Admir Mehmedi (l.) bleibt hingegen unverletzt.

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