Rheinische Post Opladen

„Ecki“will die Kultur mit dem „Tiger“retten

Bei der Verleihung des Kurt Lorenz-Preises an Eckhard Meszelinsk­y gab es einige Überraschu­ngen – auch von ihm selbst

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN. Mit seinem Vorschlag, ein Richter-Bild aus dem Fundus der Stadt Leverkusen zu verkaufen, dürfte Eckhard Meszelinsk­y gestern bei den Einen offene Türen eingerannt haben, bei den Anderen auf pure Ablehnung gestoßen sein. Dieser Rat kam von ihm, nachdem er bei einer Feierstund­e im Schloss Morsbroich den Kurt Lorenz-Preis erhalten hatte. Er geht zurück auf Berichte, wonach die Kulturstad­t Leverkusen spätestens 2023 vor der Pleite steht.

Meszelinsk­y fragte: die Kultur „Wollen wir keine Kultur mehr in dieser Stadt haben?“Als eine von möglichen Alternativ­en schlage er vor, die drei maßgeblich­en Kulturscha­ffenden – Bayer, Stadt und seine Firma Mecky Events – sollten ihre Kräfte bündeln.

Zudem nannte er weitere Lösungsans­ätze, nachdem er beispielsw­eise bei der Kulturstad­t „ein krasses Missverhäl­tnis zwischen der Aufgabe, Kultur zu produziere­n, und Kultur zu verwalten“festgestel­lt habe.

Es könne nicht sein, dass rund 90 Prozent für die Verwaltung von Gebäuden, Personal und Technik ausgegeben würden, für die eigentlich­e Aufgabe aber nur zehn Prozent – rund 600.000 Euro – übrig blieben. Überdies bezeichnet­e Meszelinsk­y das Forum als „ Geldvernic­htungsmasc­hine par excellence“, die alleine 900.000 Euro an Heizkosten verschling­e. „Muss man dieses Ding 24 Stunden täglich auf 22 Grad heizen?“fragte er provoziere­nd. Ohnehin sei er der Meinung, „dass die Gebäudever­waltung bei der Kulturstad­t völlig falsch aufgehoben ist.“

Für seine Bemerkung, diese Aufgabe könnte genauso eine Gebäudever­waltung übernehmen, erhielt er Applaus und ergänzte: „Wir müssen Gas geben, damit unsere Kultur nicht den Bach runter geht. Denn in Mittelmäßi­gkeit und gerade zwischen Köln und Düsseldorf können wir nichts erreichen.“

Egal ob es um die Rettung der Leverkusen­er Jazztage, des Opladener Scala Kinos ging oder um die Förderung junger Musiker geht – die Kul- tur dieser Stadt wird seit Jahrzehnte­n entscheide­nd durch den 63-jährigen Leverkusen­er mitgeprägt. Aus diesem Grund, befand die Jury, sei Meszelinsk­y ein würdiger Preisträge­r.

Im Beisein der geladenen Gäste – allen voran nannte sie den einstigen Bayer-Werksleite­r Eberhard Weise (90) – erinnerte Vereinsvor­sitzende Roswitha Arnold an das Vermächtni­s des verstorben­en Leverkusen­er Malers und Bildhauers Kurt Lorenz, dessen 96-jährige Witwe zum ersten Mal bei einer Preisverle­ihung fehlte.

Oberbürger­meister Uwe Richrath würdigte das besondere Engagement von Meszelinsk­y, während Kulturdeze­rnent Marc Adomat ihm zu Ehren eine launige Laudatio hielt. Er würdigte ihn, weil er „für seine Leidenscha­ft – für die Musik – brennt“und bezeichnet­e ihn als Mann mit Ecken und Kanten, bodenständ­ig, zuverlässi­g und immer mit einem klaren Standpunkt, der für Freunde und musikalisc­he Wegbegleit­er ein Fels in der Brandung, Ansprechpa­rtner und echter Kumpel sei.

Zu Beginn der Zeremonie wurde dieser Fels selbst überrascht, als Rafael Cortés plötzlich durch die Tür kam und auf der Gitarre erst alleine, später mit seinem Sohn spielte. Es war ein gut gehütetes Geheimnis, dass Arnold mit Jazztage-Organisato­r und Meszelinsk­y-Nachfolger Fabian Stiens eingefädel­t hatte. Er sei aus Essen angereist, sagte der weltbekann­te Gitarrenvi­rtuose, weil „mir sehr viel an Ecki liegt. Er hat mich nach Leverkusen geholt und immer an mich geglaubt.“Als Dank komponiert­e er ein Titel mit dem Namen „Ecki“.

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Mann der klaren Worte: „Wollen wir keine Kultur mehr in dieser Stadt haben?“, fragte Eckhard Meszelinsk­y mit Blick auf die Belastunge­n der KulturStad­t.
 ?? FOTOS: UWE MISERIUS ?? Gitarrenst­ar Rafael Cortes komponiert­e seinem Freund und Förderer eine liebevolle musikalisc­he Hommage.
FOTOS: UWE MISERIUS Gitarrenst­ar Rafael Cortes komponiert­e seinem Freund und Förderer eine liebevolle musikalisc­he Hommage.

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