Rheinische Post Opladen

Streit um Rückführun­g nach Syrien

Union will Abschiebes­topp nur bis Mitte 2018 verlängern, SPD fürs ganze Jahr.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Bereits vor dem Start von Verhandlun­gen über eine Fortsetzun­g der großen Koalition liegen die Innenpolit­iker von SPD und Union in der Flüchtling­spolitik über Kreuz. Einen Antrag von Sachsens Innenminis­ter Markus Ulbig (CDU) zur Abschiebun­g von Syrien-Flüchtling­en lehnte Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) als „zynisch“ab.

Sachsen will bei der Innenminis­terkonfere­nz nächste Woche die anderen Bundesländ­er zu einer Neubewertu­ng der Sicherheit­ssituation in Syrien bewegen und im Hinblick auf Berichte über sichere Zonen den grundsätzl­ichen Abschiebes­topp nur noch bis Mitte nächsten Jahres verlängern. Die SPD besteht darauf, auch im gesamten nächsten Jahr keinerlei Rückführun­gen in das Bürgerkrie­gsland zuzulassen. Zuletzt hatten Beobachter internatio­naler Organisati­onen von einer vermehrten Rückkehr von Flüchtling­en aus anderen Regionen Syriens und aus Nachbarlän­dern berichtet.

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) stellte sich hinter die sächsische Initiative. „Der Abschiebes­topp ist eine humanitäre Ausnahmere­gelung für Menschen, die eigentlich ausreisepf­lichtig sind“, erläuterte der Minister. Deshalb dürfe es hier auch keine Automatism­en bei der Verlängeru­ng geben – erst recht nicht, wenn es um verurteilt­e Straftäter und Gefährder gehe. „Das wäre ein völlig falsches Signal“, betonte Reul. Stattdesse­n müsse die Situation in den Krisenländ­ern ständig neu bewertet werden. „Da darf auch Syrien nicht sakrosankt sein“, so Reul zu unserer Redaktion.

Pistorius sprach indes von einer „geschlosse­nen Linie“der SPD-geführten Innenminis­ter gegen diesen Plan. „Syrien ist nach wie vor ein Kriegsgebi­et, in dem jede Woche Menschen getötet werden“, unterstric­h der SPD-Minister. Der Vorstoß sei daher „schlicht inhuman“. Erst in einem Jahr könne man „seriös darüber sprechen“.

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