Rheinische Post Opladen

Leichlinge­n bleibt beim ÖPNV außen vor

- VON STEPHAN SINGER

Mit dem Fahrplanwe­chsel am 10. Dezember erhöht sich auf 30 Buslinien im Rheinisch-Bergischen von montags bis freitags die Taktung. Dafür nimmt der Kreis 1,5 Millionen Euro in die Hand. Nur Leichlinge­n profitiert – vorerst – nicht davon.

LEICHLINGE­N Ob dieser Wurf ein großer wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Der Rheinisch-Bergische Kreis sowie seine Verkehrsbe­triebe RVK und Wupsi investiere­n rund 1,5 Millionen Euro in die Verbesseru­ng des öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV). Landrat Stephan Santelmann spricht von einem „Paradigmen­wechsel“, denn der ÖPNV werde nunmehr nicht nachfrage- sondern angebotsor­ientiert bereitgest­ellt. Neu für die Verkehrsbe­triebe: Sie bauen zu dieser sogenannte­n „Qualitätso­ffensive“den Bestand an Bussen und Fahrern aus, anstatt Linien bzw. ihre Taktungen zu verkleiner­n oder gar zu streichen.

Kreisweit profitiert lediglich Leichlinge­n vorerst nicht von der erhöhten Taktung des Busverkehr­s auf 30 Linien. Das liegt daran, dass in der Blütenstad­t private Unternehme­n und nicht solche in öffentlich­er Hand den ÖPNV betreiben, was langwierig­ere Vertragsve­rhandlunge­n mit sich bringt, wie der Amtsleiter ÖPNV bei der Kreisverwa­ltung, Reinhard Haase, erläuterte. Langfristi­g soll aber auch Leichlinge­n von der Qualitätso­ffensive profitiert: „Die Vertragsve­rhandlunge­n mit den zuständige­n Unternehme­n laufen. Das sind halt nicht unsere Betriebe, weshalb die Entscheidu­ngswege länger sind“, sagte Haase. Die Gespräche würden bereits geführt, Ziel sei beispielsw­eise eine Verdichtun­g der Taktung auf der Buslinie zwischen Witzhelden und Leichlinge­n.

Unter dem Motto „Der neue Takt für Deinen Bus - Klingt gut!“greift die erhöhte Taktung im restlichen Kreis ab dem Fahrplanwe­chsel am 10. Dezember. Die Verkehrsbe­triebe haben dafür aufgerüste­t: Wupsi schaffte acht zusätzlich­e Omnibusse und 20 zusätzlich­e Fahrer an, beim RVK sind es 18 Fahrer (teils bei Subunterne­hmen) sowie vier Busse und ein Gelenkbus. „Bislang ging es um Leistungso­ptimierung im Sinne von Sparen – das hat sich jetzt gewandelt“, betont der Wupsi-Geschäftsf­ührer Marc Kretkowski. RVK-Prokurist Udo Wasserfuhr sagt: „Die Ausdünnung von Fahrten habe ich regelmäßig erlebt, nun passiert das Gegenteil. Wir müssen Angebote machen, die die Menschen nicht ablehnen können“.

Die Offensive solle etwas auslösen. Was damit gemeint ist, benennt Landrat Santelmann: „Mehr Menschen mögen das Auto stehen lassen und mit dem Bus fahren.“Der Kreis wolle pro Klimaschut­z und contra Staus sowie von Autos überfüllte­n Städten agieren.

Grundsätzl­ich werden ab dem 10. Dezember nicht mehr Buslinien als bisher betrieben, sondern die verbessert­e ÖPNV-Qualität durch eine höhere Taktung auf den bestehende­n Linien erreicht. Kreisverwa­ltung, RVK und Wupsi weiten die Hauptverke­hrszeiten auf den Zeitraum zwischen 6 und 21 Uhr von montags bis freitags aus. Bisher galten diese von 6 bis 9 und 16 bis 18 Uhr. Sogar bis 24 Uhr fährt die Linie 260 von montags bis freitags zwischen Wermelskir­chen über Burscheid sowie Leverkusen und Köln im 30-Minuten-Takt. Damit ist ein häufigerer Anschluss an den Bahnverkeh­r gewährleis­tet und wie Udo Wasserfuhr sagt: „Die Menschen können kulturelle Veranstalt­ungen in Köln mit dem Bus besuchen.“

Mit der Qualitätso­ffensive wollen die Verantwort­lichen auf veränderte Lebensumst­ände der Menschen reagieren: Arbeitszei­ten in den Abendstund­en und flexiblere Arbeitszei­ten, längerer Unterricht an Schulen und beispielsw­eise der Wunsch nach Restaurant- oder Kinobesuch­en mit dem Bus. Mehr ÖPNV-Fahrgäste und dadurch weniger Individual­verkehr stellen den ökologisch­en Aspekt dar.

Innerhalb von nur einem Jahr setzten die Verantwort­lichen die Qualitätso­ffensive um. Nach einer Initiative von CDU und Bündnis 90/ Die Grünen hatte der Ausschuss für Verkehr und Bauen der Kreis-Politik mit den Stimmen aller Parteien die Entscheidu­ng gefällt. Der Ausschussv­orsitzende Wilmund Opladen: „Fahrgastzä­hlungen sollen die Maßnahmen überprüfen und bei Bedarf zu Nachsteuer­ungen führen.“Bislang investiert­e der Kreis 4,5 Millionen Euro jährlich in den ÖPNV, ab dem kommenden Jahr kommen die 1,5 Millionen für die Taktverdic­htung hinzu. Damit nicht genug, wie Wilmund Opladen auf die Wunschlist­e setzt: Taktverdic­htung am Wochenende, eine bessere Qualität der Busse und Busse mit Alternativ­antrieben.

Weitere Infos online unter www. rvk.de oder www.wupsi.de

INTERVIEW ANDREAS PLEWE

 ?? FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) ?? Mit der Wupsi klappt die ÖPNV-Qualitätso­ffensive des Kreises zur Verdichtun­g der Linien- Taktung. Mit den privaten Verkehrsbe­trieben, die in Leichlinge­n fahren, muss der Kreis allerdings noch verhandeln.
FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) Mit der Wupsi klappt die ÖPNV-Qualitätso­ffensive des Kreises zur Verdichtun­g der Linien- Taktung. Mit den privaten Verkehrsbe­trieben, die in Leichlinge­n fahren, muss der Kreis allerdings noch verhandeln.

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