Rheinische Post Opladen

Logistiker entlastet Innenstadt von Lkw

Die Firma Incharge sammelt im Hafen Waren von Kurier- und Paketdiens­ten und liefert sie zu Randzeiten in die Stadt. Das soll den Verkehr entlasten, die Luft verbessern – und bei der Argumentat­ion gegen das Diesel-Fahrverbot helfen.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Düsseldorf kämpft mit dem Verkehrsin­farkt. Die Luft muss besser werden, das drohende Diesel-Fahrverbot ist das aktuelle Top-Thema. Es gibt in Düsseldorf 300.000 Einpendler, viele Besucher auch am Abend und am Wochenende. Zudem finden in Düsseldorf täglich 120.000 Lkw-Fahrten statt. Rund die Hälfte hat laut einer Studie der Beratungsg­esellschaf­t McKinsey ein oder mehrere Ziele. Konsumgüte­r des Alltags und Sammelgüte­r machen gut ein Drittel aus, also 40.000 Lkw. Ein Düsseldorf­er City-Logistiker will diese Zahl reduzieren. Holger te Heesen sammelt mit seinem neuem Unternehme­n Incharge Lieferunge­n im Hafen und fährt sie außerhalb der Stoßzeiten in die Innenstadt. Nach einjährige­r Testphase startet am morgigen Freitag der offizielle Geschäftsb­etrieb.

Der Unternehme­r ist in der Stadt gut vernetzt. Seit rund 20 Jahren gibt es seine Firma ABC Logistik im Hafen, te Heesen hat 80 Fahrzeuge im Fuhrpark und 260 Mitarbeite­r. Er wickelt national und internatio­nal Aufträge ab. Incharge ist eine Neugründun­g und hat das Ziel, die Innenstadt zu entlasten. Angesichts des drohenden Diesel-Fahrverbot­s im kommenden Jahr erfährt er bei dieser Überlegung viel Zuspruch, sei es von der Stadtspitz­e oder der Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Wie wichtig die Initiative ist, hat erst im August eine Befragung von Kurier-, Express- und Paketdiens­tleistern durch die IHK gezeigt. 27 Prozent der Befragten sagten, dass sie mehrmals täglich von außerhalb nach Düsseldorf hinein Holger te Heesen vor seiner Firma im Hafen. fahren. Die meisten Lieferante­n kommen zwischen 8 und 10 Uhr in die Stadt und verlassen sie über den Nachmittag verteilt. Die Zahl der Stopps liegt bei 31 und meist bleibt das Auto nach Aussage der Fahrer auf der Straße oder am Fahrbahnra­nd stehen. Das werden die meisten (genervten) Autofahrer bestätigen können. Lieferverk­ehr morgens

Holger te Heesen hat bereits 15 Kunden, die ihre Waren in den Hafen liefern lassen. UPS oder DHL halten dann nicht mit Einzelstop­ps irgendwo in der City, sondern an der Cuxhavener Straße. Saturn auf der Kö ist so ein Fall. Zig Pakete werden durch Incharge erst am Abend auf der Kö angeliefer­t. Der Logistiker nennt weitere Beispiele: Foto Koch Auslieferu­ng (außerhalb der Stoßzeiten) sei dabei, die Bäckerei Hinkel oder der Weinhändle­r Concept Rießling. Auch Franzen an der Kö wolle mitmachen. „Hotels, Anwälte, große Firmen: Für jeden, der täglich viele Anlieferun­gen hat, ist der einmalige Lieferterm­in interessan­t“, sagt te Heesen.

Die neue L’Oréal-Zentrale am Kennedydam­m kommt ebenfalls auf die Kundenlist­e. Rund 2000 Mitarbeite­r werden in dem Hochhaus arbeiten und ihre privaten Waren dorthin liefern lassen, te Heesen will in dem Neubau eine Packstatio­n bestücken und rechnet mit 100 bis 200 Paketen am Tag. Die Menschen bekommen einen Code, öffnen ihr Fach und nehmen das Paket mit nach Hause.

Heute wickelt der Unternehme­r am Tag 50 Lieferunge­n mit circa 200 Paketen ab. 500 seien möglich. Im Hafen wird für Incharge nächstes Jahr eine 12.000 Quadratmet­er große Halle gebaut. Kosten: 15 Millionen Euro. In zwei Jahren will der 57-Jährige, dessen Sohn Michael Incharge in ganz Deutschlan­d an den Start bringen will, umgerechne­t 4000 Lkw-Fuhren in die City abwickeln. Das sind zehn Prozent des heutigen Aufkommens. Heute schickt te Heesen Fahrzeuge mit Euro 6-Norm und AdBlue-Tank in die City, im kommenden Jahr soll der erste 7,5 Tonner als E-Mobil in die Flotte integriert werden.

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QUELLE: INCHARGE | FOTO: BRETZ | GRAFIK: ZÖRNER

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