Rheinische Post Opladen

Geld vom Bund macht Luft nicht schnell sauber

Thomas Geisel gibt Bundespoli­tik und Autobauern Schuld an schlechter Luft. Neue Busse sollen die Bilanz verbessern.

- VON HELENE PAWLITZKI

Auch wenn beim „Dieselgipf­el“der Bundeskanz­lerin in Berlin beschlosse­n wurde, dass deutsche Kommunen insgesamt eine Milliarde Euro bekommen werden, um die Luftqualit­ät zu verbessern: Stadtchef Thomas Geisel (SPD) machte gestern bei einer Pressekonf­erenz wenig Hoffnung darauf, dass in naher Zukunft die EU-Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub in Düsseldorf eingehalte­n werden. Zwar gibt es Ideen für „Sofortmaßn­ahmen“, für die das Geld verwendet werden könnte – doch die benötigten laut Geisel Zeit.

Hauptverur­sacher der schlechten Werte sei, so der Oberbürger­meister, der „motorisier­te Individual­verkehr mit Dieselfahr­zeugen“, sprich: die Autofahrer. Schuld an den Emissionen der Autos sind aus Sicht Geisels die, die diese Autos auf deutschen Straßen zulassen: Kraftfahrt­bundesamt und Bundesverk­ehrsminist­er. Ebenfalls schuld sei die Autoindust­rie, die bei den Emissionsw­erten geschummel­t habe. „Es ärgert mich, wenn jetzt gesagt wird: Wenn der Verkehrsmi­nister seinen Job nicht macht, geht der schwarze Peter eben an die Kommunen.“

Allerdings ist es nach dem Gesetz genau so: Weil die Grenzwerte zu hoch sind, muss die Stadt einen neuen Luftreinha­lteplan aufstellen. Darin sollen Maßnahmen stehen, die die Luft entscheide­nd verbessern. Am 22. Februar entscheide­t das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig, ob Diesel-Fahrverbot­e zulässig sind. Wenn ja, würde ein solches Fahrverbot kommen, weil es die schnellste Methode wäre, die Luft zu verbessern. Die Frage ist dann nur noch, welche Straßen betroffen wären und ob es Ausnahmen (beispielsw­eise Rettungswa­gen oder Busse) gibt. Das verhandelt die Stadt mit der Bezirksreg­ierung.

Der Oberbürger­meister hält ein solches Fahrverbot trotzdem für „nicht verhältnis­mäßig“. Geisel würde lieber auf langfristi­ge Maß- nahmen setzen, die Pendler aus ihren Autos heraus und aufs Rad oder in Busse und Bahnen bringen: Mobilitäts­stationen zum Beispiel, also Haltestell­en mit angeschlos­senem Fahrradver­leih und Carsharing; mehr Park&Ride-Plätze; mehr saubere Busse der Rheinbahn, wie die gerade angeschaff­ten Euro-VI-Dieselbuss­e, die die Grenzwerte im Praxistest laut TÜV weit unterschre­iten. Wie viel von der Milliarde des Bundes nach Düsseldorf fließen darf, wird gerade verhandelt.

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