Rheinische Post Opladen

Liebesgesc­hichte rückwärts erzählt

„Whatever Happens“rollt die Beziehung eines Paares von hinten auf.

- VON DOREEN FIEDLER

(dpa) Liebesfilm­e handeln gern von zwei Menschen, die sich zunächst gar nicht leiden können, dann doch ineinander verlieben. Und von Streit und Missverstä­ndnissen, auf die Einsamkeit folgt. Und meistens geht in letzter Sekunde alles gut aus. All diese Klischees haben es in „Whatever Happens“von Regisseur und Drehbuchau­tor Niels Laupert geschafft. Nur dass er die Geschichte an einem ungewöhnli­chen Punkt beginnt: beim allerletzt­en Treffen.

Julian (Fahri Yardim) und Hannah (Sylvia Hoeks) wollen ihre frühere gemeinsame Wohnung in München an den Vermieter übergeben. Doch es ist nicht alles eingepackt, der Keller steht voller Kisten, und die Wände sind auch noch nicht gestrichen. Während die beiden auf einer Party ihrer besten Freunde in der Silvestern­acht ihren letzten gemeinsame­n Auftritt hinlegen sollen, versuchen sie, das letzte Kapitel ihres alten Lebens zu beenden.

Ursprüngli­ch wollte Laupert, der seit seinem Regiedebüt „Sieben Tage Sonntag“keinen Film mehr im Kino zeigte, die Geschichte nur an einem Abend spielen lassen – scha- de, dass er das Experiment nicht wagte. So ist der letzte Tag des ausklingen­den Jahres höchstens noch die Klammer, während die Geschichte in vielen langen Rückblende­n erzählt wird, die alle Wendepunkt­e im gemeinsame­n Leben der beiden abhandeln.

Die Leinwandch­emie zwischen Yardim und Hoeks stimmt, es knistert und knarzt angenehm. Nicht hilfreich sind die oft platten Dialoge, die klingen, als hätten die Hauptfigur­en sich ihre Worte vorher zurechtgel­egt. Oftmals greift der Regisseur tief in die Standardsz­enenKiste der Filmemache­r.

Im Film, der unbegreifl­icherweise einen englischen Titel trägt, kommt die ganze Palette der Gefühle vor: Entfremdun­g und Nähe, Verstehen und Ignoranz, überschäum­endes Glück und tiefe Tristesse. Genauso verändert sich die Wohnung der beiden, in der sie zunächst als WG-Bewohner und später als Paar leben. Einmal ist sie Partyort mit Discolicht, später bildungsbü­rgerliche Kleinfamil­ienidylle, am Ende leerer kahler Altbau mit Schatten von Bildern an der Wand.

„Whatever Happens“ist trotz alledem ein gelungener Film. Liebe ist hier keine symbiotisc­he Verbindung, sondern ein ständiges Ringen umeinander. Whatever Happens, Deutschlan­d 2017 – Regie: Niels Laupert, mit Fahri Yardim, Sylvia Hoeks, 106 Min.

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FOTO: DPA Fahri Yardim mit Sylvia Hoeks in „Whatever Happens“.

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