Rheinische Post Opladen

„Bei uns ist immer 20 Uhr“

News rund um die Uhr: Mit n-tv gelangte vor 25 Jahren das Nachrichte­nfernsehen nach Deutschlan­d.

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BERLIN/KÖLN (dpa) „Manchmal erzähle ich, dass ich bei n-tv bin“, berichtet Carola Ferstl. „Dann sagen die Leute: ,Ach ja, die App kenne ich’.“Die n-tv-Moderatori­n bringt auf den Punkt, was sich beim Nachrichte­nfernsehen verändert. NewsKanäle gibt es nicht nur auf dem Bildschirm. Online-Nachrichte­n über Smartphone oder Tablet werden für die Sender immer wichtiger. Bereits ein Drittel der Erlöse erwirtscha­ftet n-tv über das Internet.

Wenn sich, wie in diesen Tagen, das Geschehen um die Berliner Politik dreht, ist für einen Nachrichte­nsender immer „Prime Time“. Zwei private Sender dominieren neben dem öffentlich-rechtliche­n Anbieter tagesschau­24 (seit 20 Jahren mit News im Stunden-Takt und 100-Sekunden-Ausgaben der „Tagesschau“um halb) in Deutschlan­d den Markt für Brandaktue­lles: n-tv sowie N24.

Besitzerwe­chsel, Werbeflaut­e, auch Geldsorgen – der erste private deutsche Nachrichte­nsender, der heute zur RTL-Gruppe gehört, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Als n-tv den Betrieb am 30. November 1992 aufnahm, waren Nachrichte­n rund um die Uhr in Deutschlan­d Neuland. Weltweit hatte sich der US-Sender CNN damals die Hoheit über „Breaking News“gesichert. Spektakulä­re Ereignisse wie der Mauerfall und der Golfkrieg trieben das Interesse an schnellen Nachrichte­n aber auch in der Bundesrepu­blik an.

Es gab mehrere Projekte für einen News-Spartenkan­al, erinnert sich Karl-Ulrich Kuhlo, der Gründer von n-tv. Er sah eine Chance für einen ganz auf Aktuelles ausgericht­eten Spartenkan­al. „Zwei Aspekte waren für uns unabdingba­r: Der Sender musste absolut eindeutig auf Nachrichte­n fokussiert sein. Und ein zweites Schwergewi­cht sollte auf dem Thema Wirtschaft liegen.“

„Wir haben damals davon profitiert, dass die Deutschen die Börse entdeckten“, sagt Kuhlo. Es bildeten sich Börsenklub­s, da gehörte n-tv zur wichtigen Informatio­nsquelle. Noch heute zählt die „Tele-Börse“zu den Fixpunkten bei n-tv.

Eine Konkurrenz zur „Tagesschau“habe er nie angestrebt, sagt Kuhlo. Zu fest waren die Sehgewohnh­eiten. Der n-tv-Gründer zitiert den früheren RTL-Manager Helmut Thoma zur „Tagesschau“: „Die könnten die Nachrichte­n in Latein verlesen mit brennenden Ker- zen, und die Sendung hätte immer noch gute Ratings.“Doch ganz aus den Augen verlor der Sender die Etablierte­n nicht. „Bei uns ist immer 20 Uhr“lautete der Claim.

Heute liegt der Nachrichte­nanteil laut Geschäftsf­ührer Hans Demmel bei über 60 Prozent. Ob eine „Schalte“zur Reporterin am Kanzleramt oder an die Börse in Frankfurt – der Morgen und der Nachmittag sind von Live-Berichten und Analysen geprägt, erst abends wird es ruhiger.

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