Rheinische Post Opladen

Grünen-Bürgermeis­ter steigt aus der Politik aus

25 Jahre engagierte sich Günter Karen-Jungen für Düsseldorf. Aus gesundheit­lichen Gründen legt der 72-Jährige sein Mandat nieder.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Zum Jahreswech­sel beendet Günter Karen-Jungen seine Tournee durch den Ratssaal. Das ist wörtlich zu verstehen. Als Geschäftsf­ührer der Grünen-Ratsfrakti­on saß er in den 90er Jahren ganz hinten und schaute der Arbeit von Ratsleuten und Verwaltung­sspitze zu. Dann wechselte er auf die Verwaltung­sbank, war Referent der Grün- und Feuerwehrd­ezernentin Charlotte NießMache. Als Fraktionsc­hef war ab 2004 der Platz in der ersten Reihe gleich vor dem Rednerpult für ihn reserviert. „Bürgermeis­ter zu sein, war für mich schließlic­h die Krönung der politische­n Laufbahn“, sagt Günter Karen-Jungen. Mit all dem ist jetzt Schluss: Aus gesundheit­lichen Gründen legt der Grüne Ratsmandat und Bürgermeis­teramt zum Jahreswech­sel nieder.

Die Krise machte sich zum Ende der Tour de France in Paris bemerkbar. Karen-Jungen gehörte auf der Champs-Élysées zur städtische­n Delegation, nach dem Zieleinlau­f ging es in ein Restaurant. Da spürte er Schmerzen in der Brust. Sie gingen, kamen aber wieder. Nach einigen Untersuchu­ngen wurde KarenJunge­n im Oktober in der Uni-Klinik operiert, erhielt mehrere Bypässe. Die Gespräche mit den Ärzten und der Familie führten nach der Reha nun zur Entscheidu­ng, kürzer zu treten. „Der Schritt ist mir schwer gefallen, aber ich bin auch erleichter­t“, sagt der Politiker. Er werde 73 Jahre alt, und sein Facebook-Fotoprotok­oll der vielen Termine sei Zeugnis von rund 30 Stunden pro Woche für die Politik. „Ist ja nicht gerade wenig für einen, der eigentlich Rentner ist.“

Karen-Jungen ist kein gewöhnlich­er Politikert­yp. Gelernter Dreher, Sozialarbe­iter in der städtische­n Jufendpfle­ge, erst Kommunist und dann Grüner der ersten Stunde. Wie sich rasch zeigen sollte, ein Stratege, der die rot-grüne Ratskoalit­ion der neunziger Jahre mit zum Erfolg machte. Es waren harte Sparjahre, Düsseldorf steckte im Minus und hatte einen Schuldenbe­rg. „Wenn ich heute sehe, dass bei Oper und Schauspiel­haus teurere Karten der Sparbeitra­g sein sollen, kann ich nur lachen“, sagt der Grüne. Man habe damals viel härter Ausstattun­gen reduziert, aber Strukturen erhalten. Die Politik tue heute viel zu wenig, findet er. Er hoffe, dass der Stadtrat zu sich findet, Ideologien hinter sich lasse und Antworten für die Zukunft der Stadt finde. In dieser Hinsicht kritisiert er die CDU. „Sich immer nur den Oberbürger­meister vorzunehme­n, reicht nicht aus. Das ist keine gute Opposition.“Auf Facebook hat FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus, der zweite Politstrat­ege im Plenarsaal, Karen-Jungens Bekanntgab­e kommentier­t. „Ganz liebe Grüße, gute Besserung und Du fehlst im Rathaus.“Warum? Karen-Jungen war und ist Moderator und Reparaturm­eister, konnte und kann ausgleiche­n sowie unterschie­dliche Gruppen zu Lösungen zusammenfü­hren. Das half beim Zusammenha­lten von Koalitione­n und bei der Schaffung neuer Strukturen.

Er baute die Feuerwehr aus (und erhielt dort die goldene Ehrennadel), war einer der Architekte­n von Düsseldorf Congress Sport & Events und mischte im Sport kräftig mit, nebenbei auch als Fortuna-Aufsichtsr­at. Aufsichtsr­at der Messe und bei DCSE bleibt er, ebenso Sportbeira­t. Ansonsten aber gilt: „Ich habe immer gern Verantwort­ung übernommen. Jetzt muss ich das für mich tun.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Letztes Großprojek­t: Bürgermeis­ter Günter Karen-Jungen war Vorsitzend­er der Kommission für die Tour de France in Düsseldorf.

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