Rheinische Post Opladen

„Slixs“begeistert mit Gesang im Schloss Eicherhof

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N Auch ohne Mikrofone sprengen ihre Stimmen einen Saal wie den im Schloss Eicherhof, wenn sie so richtig loslegen. Daran mochten sich Freunde der Reihe „Kultur im Schloss“erinnern, die „Slixs“bereits beim ersten Leichlinge­n-Gastspiel vor knapp zwei Jahren erlebt hatten. Aber dieses Mal hatten sie sich, passend zum 1. Advent, für ein Programm „Silent“entschiede­n. Obwohl, so still war es eigentlich gar nicht. Denn selbst, wenn das sechsköpfi­ge A-cappella-Ensemble dynamisch einige Gänge runterscha­ltet, dringt der prickelnde und swingende Gesang bis in die letzten Ritzen und sorgt für Gänsehaut-Feeling.

Die Wirkung ist umso größer, wenn die Sänger ganz leise eines ihrer schmusigen Arrangemen­t singen und die Stimmen in reizvoll reibende Harmonien schmiegen, so wie schon beim allererste­n Auftritt. Dann machten sie einer Solostimme Platz, imitierten dazu den leisen Sound einer gestopften Trompete und ganz behutsame, aber rhythmisch prägnante Percussion wie mit dem Jazzbesen gezogen.

„Slixs“kann ohne weiteres eine ganze Band ersetzen, auch eine mit Posaune, Kontrabass oder Saxofon. Einzige Hilfsmitte­l sind, außer der Stimme, die schnipsend­en Finger. Für die hat Michael Eimann sogar einen eigenen Song geschriebe­n, wie er in seiner munteren Moderation erzählte. So ganz ohne Gesang und Instrument­e kamen die Finger dann aber doch nicht aus. Schließlic­h ist man ein Gesangsens­emble der Top-Klasse, das auch eigene Kompositio­nen singt.

Erstaunlic­h vielfältig war der Stilmix, den Sopranisti­n Katharina Debus und ihre fünf männlichen Kollegen in diese „Silent“-Musicbox zum Advent gepackt hatten. Keineswegs nur besinnlich­e und gefühlige Arrangemen­ts aus Jazz, Pop oder Weltmusik. Sie haben ihre Liebe zu Johann Sebastian Bach entdeckt und den ungeheuren Drive in dessen Polyphonie hervorgeho­ben und auf Tonsilben wie „dubidu“und „dabada“die kühnsten instrument­alen Passagen singbar gemacht.

Angeblich hätten sie die legendären Aufnahmen von Glen Gould dazu gebracht, behauptete Eimann. Schließlic­h konnte der Pianist bei seinem transparen­ten und quickleben­digen Bachspiel – zum Leidwesen von Konzertver­anstaltern und Tontechnik­ern – weder ruhig sitzen noch die Klappe halten.

Bei Bach muss man einfach summen oder singen, das hat auch „Slixs“erkannt und gleich eine ganze CD mit entspreche­nd bearbeitet­en Bachschen Kompositio­nen aufgenomme­n. Die Aria und Sätze der Goldberg-Variatione­n waren der künstleris­che Höhepunkt des Leichlinge­n Gastspiels.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Aus fünf Männern und einer Frau besteht das A-Capella-Ensemble, das auch eigene Kompositio­nen singen.
FOTO: UWE MISERIUS Aus fünf Männern und einer Frau besteht das A-Capella-Ensemble, das auch eigene Kompositio­nen singen.

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