Rheinische Post Opladen

Hanaa S. suchte vor ihrem Tod Schutz in Leverkusen

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WUPPERTAL/LEVERKUSEN (tak) Im Prozess um den Tod der sechsfache­n Mutter Hanaa S. in Wuppertal geht das Gericht vom Mordmotiv „Familieneh­re“aus. Der mitangekla­gte Ehemann habe bei der Polizei selbst ausgesagt, Hanaa schade mit ihrem Verhalten der Ehre der Fami- lie, sagte der Vorsitzend­e Richter gestern. Der Ehemann war 2014 in ein Frauenhaus in Leverkusen eingedrung­en, in dem Hanaa S. zu dieser Zeit mit ihrer Tochter lebte, und danach von der Polizei vernommen worden. Anwälte hatten vorgebrach­t, die 35-Jährige aus dem Irak sei im Streit um Goldschmuc­k getötet worden. Die Tat habe nichts mit dem jesidische­n Glauben zu tun. Dem folge die Kammer nicht.

Das spätere Mordopfer habe selbst vor mehreren Zeugen geäußert, dass sie nach jesidische­n Vorstellun­gen Besitz ihres Ehemanns sei, führte der Richter aus. Sie habe mehrfach geäußert, Angst vor ihrem Mann und dessen Familie zu haben. Das Gericht nehme ebenso wenig an, dass sie ihren Mann aus freien Stücken geheiratet habe. Bei den Ermittlung­en geriet schnell die Familie der Verschwund­enen ins Visier. Alle fünf Angeklagte­n sind Iraker: der Ehemann und der Sohn der Verschwund­enen sowie zwei Brüder und eine Schwester des Ehemanns.

Die Leiche der Frau war erst im vergangene­n Sommer bei Bruchsal in Baden-Württember­g in einem Waldstück entdeckt worden.

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