Rheinische Post Opladen

Tebroke ist im Bundestag noch in der Findungsph­ase

- VON INA BODENRÖDER

Der Ex-Landrat berichtete CDU-Mitglieder­n von Berlin.

LEICHLINGE­N An das Leben und die Begrüßung als Bundestags­abgeordnet­er muss sich der ehemalige Landrat Hermann-Josef Tebroke (CDU) erst noch gewöhnen – an das Arbeiten in der Bundeshaup­tstadt wohl auch. Über die ersten Wochen an seinem neuen Arbeitspla­tz in Berlin hat er jetzt auf der Mitglieder­versammlun­g der CDU berichtet. Seine Büros sind eingericht­et, zwei seiner wohl später mal drei Mitarbeite­r stehen fest.

„Ich würde ja gerne noch jemanden einstellen, wenn ich nur wüsste, für welchen Ausschuss“, erzählte er vom Dilemma, das die langwierig­e Regierungs­bildung mit sich bringt. Sein Wunsch, sich um Haushalt und Finanzen zu kümmern, wurde allerdings schon mehr oder weniger abschlägig beschieden. Das sei mehr etwas für die alten Hasen, nicht für einen Neuling wie ihn. „Aber ich kann mir auch die Mitarbeit in Ausschüsse­n wie Verkehr oder Bildung vorstellen“, zeigte sich Tebroke flexibel. Im Moment sei es eh noch wie „Fahren mit angezogene­r Handbremse“.

Enttäuscht zeigte er sich deshalb auch von den geplatzten Sondierung­sgespräche­n für eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen. „Ich hatte den Eindruck, dass die Zwischener­gebnisse schon sehr detaillier­t waren, zum Beispiel zur Landwirtsc­haft oder zur Familien- politik“, berichtete er. Auf vieles hätte man sich seiner Meinung durchaus verständig­en können. Schuldzuwe­isungen für das Scheitern der Verhandlun­gen wollte er trotzdem niemandem direkt geben. „Aber ich war schon überrascht, dass die FDP keine Vertrauens­basis mehr gesehen hat. Und auch bei der CSU schien es mir so, als wenn nicht alle unbedingt erfolgreic­h sondieren wollten“, sagte der CDU-Bundestags­abgeordnet­e.

Bildhaft beschrieb er die Rolle von Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei den Gesprächen: „Mutti hat die schreiende­n Blagen sortiert, und das anstrengen­dste Kind war dabei die CSU.“Dabei hätte Tebroke einer Jamaika-Koalition durchaus etwas abgewinnen können: „Es wäre interessan­t gewesen, in dieser Konstellat­ion mehr inhaltlich zu diskutiere­n als in einer großen Koalition“, mutmaßte er.

Ohnehin habe er beobachtet, dass die Art des Debattiere­ns im Plenum bereits schärfer und heftiger geworden sei, insbesonde­re durch die Neu-Parlamenta­rier der AfD: Sie hatten schon in den ersten Bundestags­sitzung einen sonst seltenen Hammelspru­ng zur genauen Zählung der Stimmen herbeigefü­hrt. „Die etablierte­n Parteien müssen sich künftig sicher mehr in der Sache abstimmen und disziplini­erter auftreten“, sagte Tebroke angesichts der neuen Zusammense­tzung des Bundestage­s.

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