Rheinische Post Opladen

Nur ungeschlag­en sein reicht nicht

Heiko Herrlich hadert trotz neun Ligaspiele­n ohne Niederlage in Serie mit der Punktausbe­ute seiner Mannschaft. Heute Abend soll in Stuttgart ein Sieg her – nicht nur, um auf einem Champions-League-Platz zu übernachte­n.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Seit mittlerwei­le neun Spielen ist Leverkusen in der Liga ungeschlag­en. Das ist eine Marke, die weder München, noch Dortmund, noch Mönchengla­dbach, noch der FC Schalke zu bieten haben – wobei letzterer mit acht Spielen am Stück ohne Pleite direkt danach folgt. Bis zu einem neuen Vereinsrek­ord ist es aber noch ein langer Weg: In der Saison 2009/10 blieb Bayer 04 gar 24 Spiele in Folge ohne Niederlage. Trotz des guten Gefühls, seit dem fünften Spieltag nicht mehr verloren zu haben, belegt die Werkself aktuell „nur“Platz neun der Tabelle. Ein Sieg heute Abend beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr) könnte das Bild korrigiere­n – und zwar deutlich. Im Erfolgsfal­l würde das Team von Heiko Herrlich um fünf Plätze nach oben springen und auf dem ersehnten Champions-League-Platz zumindest übernachte­n.

Der Trainer hadert damit, dass sich die Serie sich nicht wirklich in der Tabelle widerspieg­elt. In der Anfangspha­se der Saison habe seine Mannschaft einiges liegengela­ssen, sagt er mit Blick auf die Partie bei den Schwaben. „Wir wissen, dass wir punktetech­nisch zu wenig haben“, betont der 46-Jährige. „Um uns nachhaltig in den Bereichen der internatio­nalen Plätze festsetzen zu können, müssen wir auch in Stuttgart punkten.“Gemeint ist damit: möglichst dreifach.

Leicht wird diese Aufgabe freilich nicht. Der VfB stellt das drittbeste Heimteam der Liga und hat in dieser Spielzeit bislang noch keine Partie vor eigenem Publikum verloren. Einzig der FC Augsburg entführte mit einem 0:0 einen Punkt aus der Mercedes-Benz-Arena. Ansonsten hagelte es Niederlage­n für die Gäste. Auch Borussia Dortmund kam bereits in den „Genuss“, die Heimstärke des VfB zu erleben: 1:2 unterlag das Team von Peter Bosz in der Hauptstadt Baden-Württember­gs.

„Das haben wir nicht geschafft“, sagt Herrlich mit Blick auf das eigene Remis gegen den BVB am vergangene­n Samstag. „Stuttgart presst im eigenen Stadion sehr gut und ist stark im Umschaltsp­iel“, diagnostiz­iert er. Es komme vor allem zunächst darauf an, kompakt zu stehen und die Null zu halten. „Die Arbeit gegen den Ball und der Fleiß, die Räume zuzulaufen, werden wieder die Basis sein.“Nach vorne, weiß der Trainer, hätte sein Team immer das Potenzial, viele Torchancen zu erspielen. „Wir müssen dabei nur effiziente­r sein, als es gegen Dortmund der Fall war.“

Personell kann Herrlich außer der Ausfälle von Wendell (Sperre nach Roter Karte), Charles Aránguiz (Muskelfase­rriss) und Vladlen Yurchenko (Fußverletz­ung) aus dem Vollen schöpfen. In die Karten will er sich naturgemäß nicht schauen lassen. Aber es ist gut möglich, dass Karim Bellarabi eine Chance erhält, sich in der Startelf zu beweisen. Dem ehemaligen Nationalsp­ieler blieb zuletzt nur die Reserviste­nrolle – nicht nur, weil Leon Bailey auf seiner Position zunehmend auftrumpft­e. Gegen ein Team wie Stuttgart, das traditione­ll sehr hoch stehe, sei es immer gut, wenn man „Konterwaff­en“habe, betont Herrlich in Anspielung auf die Schnelligk­eit des 27-Jährigen.

Zu einem besonderen Wiedersehe­n kommt es bei der Partie ebenfalls: Michael Reschke (60), einst Manager von Bayer 04 und unter anderem an den Transfers von Bernd Leno, Stefan Kießling, Simon Rolfes, André Schürrle oder Arturo Vidal beteiligt, ist nun Sportvorst­and des VfB, nachdem er in den Vorjahren technische­r Direktor des FC Bayern München war. Reschke gilt als Entdecker seines Nachfolger­s bei Bayer: Jonas Boldt (35), der seine Karriere in Leverkusen 2007 als Praktikant begann und in seiner späteren Tätigkeit im Scouting als der Entdecker Vidals gilt. Der Transfer des Chilenen nach Leverkusen war der erste gemeinsame Deal von Reschke und Boldt.

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FOTO: DPA Dissonanz von Mimik und Gestik: Bayer 04 ist zwar seit neun Ligaspiele­n unbesiegt, aber die Punktausbe­ute stimmt nach Ansicht von Trainer Heiko Herrlich noch nicht.

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