Rheinische Post Opladen

Eine Allianz gegen Google und Co. ist bitter nötig

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Wir haben früher oft das Brettspiel „Risiko“gespielt. Zusammenge­fasst geht es darum, die anderen Mitspieler fertigzuma­chen und die Welt zu erobern. Wir spielten fast immer zu viert – und stets nach einem festen Muster: Wenn einer zu mächtig wurde, machten ihn die anderen klein. Die Rolle des „großen Bösen“wechselte im Spielverla­uf permanent.

Ein ähnlicher Abnutzungs­kampf ist momentan bei vier anderen Spielern zu beobachten, die gemeinhin nur noch mit GAFA abgekürzt werden: Google, Amazon, Facebook und Apple. An der Börse sind sie umgerechne­t rund 2,1 Billionen Euro wert, fast doppelt so viel wie die 30 Dax-Konzerne zusammen. Sie sind schon jetzt die dominantes­ten Unternehme­n der westlichen Welt – aber wie bei „Risiko“wollen sie immer mehr Bereiche erobern.

Zuletzt hat Google die Videoplatt­form Youtube von Amazon-Geräten

Google, Amazon, Facebook und Apple dominieren das Internet – und liefern sich im Ringen um die Vormachtst­ellung bizarre Kämpfe. Leidtragen­de sind die Kunden. Eine Branche muss schleunigs­t Paroli bieten.

entfernt, weil die wiederum GoogleGerä­te nicht verkauft hat. Ähnliche Streitigke­iten gab es auch zwischen Google und Apple. Was nach Kindergart­en klingt, ist gar nicht so lustig – denn der Schritt zeigt, zu welchen Mitteln die GAFAs bereit sind, um ihre Macht zu sichern.

Ihr Einfluss ist schon heute besorgnise­rregend. Apple und Google dominieren mit ihren Betriebssy­stemen den Kundenzuga­ng bei Smartphone­s und entscheide­n damit faktisch, welche Produkte auf den Geräten Erfolg haben. Amazon und Facebook versuchten vor einiger Zeit mit eigenen Produkten, diese Dominanz zu durchbrech­en – und scheiterte­n. Gleichzeit­ig beeinfluss­t Google dank des dominanten Marktantei­ls seiner Suchmaschi­ne, welche Informatio­nen die Menschen zu Gesicht bekommen – genauso wie Facebook als größtes soziales Netzwerk. Amazon wiederum dominiert als weltgrößte­r Online- Händler den Kundenzuga­ng beim Produktver­kauf – und installier­t gerade mit dem Sprachassi­stenten Alexa ein neues Tor zum Internet.

Kleinere Unternehme­n müssen permanent Angst haben, von den GAFAs ausgeboote­t zu werden. Viel zu leichtfert­ig haben sich Politik und Wirtschaft den vier Großen ausgeliefe­rt. Wie schwer es ist, deren Macht nun wieder zu beschneide­n, zeigt der langwierig­e Kampf der EUKommissi­on.

Umso wichtiger ist es, dass wir nach dem Smartphone nicht den nächsten Eingang zum Internet von den GAFA-Türstehern überwachen lassen. Jedes fünfte weltweit verkaufte Auto kommt von deutschen Marken. Hier haben Mercedes & Co. Hausrecht – und täten gut daran, diese Macht sinnvoll zu nutzen und klare Hausregeln aufzustell­en. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

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