Rheinische Post Opladen

OP-Populismus mit Parkplatz-Streit

Das Vorhaben des Bauvereins Opladen, an der Kämpchenst­raße Wohnraum zu schaffen, wodurch 25 öffentlich­e Parkplätze zunächst wegfallen, hat vor allem bei den Politikern von Opladen Plus für Wirbel gesorgt. Eine Analyse.

- VON ULRICH SCHÜTZ

OPLADEN Die Wählergrup­pe Opladen Plus befürchtet ein angeblich großes „Parkplatz-Sterben“in Opladen. Der Verkauf der städtische­n Parkplatzh­älfte Kämpchenst­raße an den Bauverein Opladen sei ein Teil davon, argumentie­rte Ratsherr Stephan Adams (Opladen Plus) jetzt in der Bezirksver­tretung II und kritisiert­e damit die Stadt. Er kommt auf rund 250 Stellplätz­e, die in Opladen weggefalle­n sind oder noch gestrichen werden. Schließung Parkplatz am Amtsgerich­t für die Öffentlich­keit, Streichung von Plätzen am Landrat-Lucas-Gymnasium, an der Gerichtsst­raße, am Bahnhof Opladen und auf dem Flachbunke­r Bahnhofstr­aße, zählte Adams als Beispiele auf.

Die Gegenrechn­ung, wie groß die Zahl der neu entstanden­en oder geplanten Parkplätze ist, blieb er schuldig. Trotzdem: Mit Parkplätze­n lassen sich schnell Emotionen wecken, wie OP Plus jetzt demonstrie­rte. Der Platz Kämpchenst­raße ist von seiner Größe her mit insgesamt 60 Stellplätz­en ein relativ kleiner öffentlich­er Parkplatz. Bei Anwohnern und Opladen-Mitte-Besuchern rangiert er aber oben auf der Liste der Parkplatz-Beliebthei­tsskala. Die zentrumsna­he, kostenpfli­chtige Fläche zwischen Birkenberg­und Altstadtst­raße wird stark frequentie­rt. Sie sei wichtig für den Ärzte- und Geschäftss­tandort, betonte Adams. Speziell für die Stadtteil-Wählergrup­pe Opladen Plus zählt der Parkplatz zum fast unverzicht­baren Kernpunkt ihres politische­n Selbstvers­tändnisses. Gerade dieses kleinteili­ge Engagement sicherte schließlic­h mit den Wahlerfolg von OP Plus.

Diese jüngste Parkplatz-Diskussion offenbart brisante Verhaltens­weisen:

1. Manche Politiker, diesmal die von Opladen Plus, schwingen zu schnell die Kritikkeul­e. Eine vorhe- rige Detailinfo­rmation zum Sachstand unterbleib­t oft. Das bemängelt auch Bernd Fass, Geschäftsf­ührer des Bauvereins Opladen, im Gespräch mit unserer Redaktion. Hätte sich Opladen Plus vor der Generalkri­tik am Verkauf der Kämpchenst­raßen-Fläche kundig gemacht, hätten sie dies erfahren: Der Bauverein wollte auch ohne den Kauf Bernd Fass, der Parkplatzh­älfte die alten Gebäude der ehemaligen Heggen-Druckerei (Altstadtst­raße) abreißen und durch ein Wohn- und Geschäftsh­aus ersetzen. „Der Parkdruck in diesem Bereich wäre dann durch unser Projekt gestiegen“, sagt Fass. Und: Er hat erst vor wenigen Tagen den Kauf des Deutschen-BankGrunds­tücke an der Birkenberg­straße beim Notar unterschri­eben. Vorher habe der Bauverein also gar keine Angaben zu möglichen Parkplatzz­ahlen machen können. „Was derzeit irgendwie völlig untergeht: Wir wollen neben den 20 öffentlich zugänglich­en Parkplätze­n ja zusätzlich 40 Tiefgarage­n-Stellplätz­e bauen, die jeder mieten könne“, betont Fass. Die Gesamtzahl der Plätze reduziere sich nicht. Vor diesem Hintergrun­d warfen CDU, SPD und Grüne den Opladen Plus-Vertretern Oliver Faber und Stephan Adams deshalb „populistis­ches Verhalten“vor. Sie hätten zur Verunsiche­rung von Opladen beigetrage­n.

CDU-Politiker Lucas Melzig erinnerte: Der Bauverein wolle doch schließlic­h „bezahlbare­n Wohnraum“für finanzschw­ächere Bewohner schaffen. Auch Rentner und Senioren könnten so zentrumsna­h wohnen. Damit verfolge der Bauverein ein wichtiges Ziel.

Die OP-Plus-Vertreter hatten dies offenbar in den vergangene­n Tagen auch erkannt und sich beim Bauverein erkundigt. Im Bezirk lobten sie den GBO fast überschwän­glich und mehrfach als „zuverlässi­ges Unternehme­n, auf dessen Wort man sich verlassen könne“. Adams und Faber stimmten dem Verkauf der Parkplätze sogar am Ende zu. „Viel Lärm um nichts“, hatte SPD-Politiker Alexander Finke vorher beklagt.

2. Viele Leverkusen­er Politiker befürworte­n zwar Luftreinha­ltepläne, die eine spürbare Reduzierun­g des privaten Autoverkeh­rs in der Stadt beinhalten, gleichzeit­ig stemmen sich die Volksvertr­eter vehement gegen Einschränk­ungen für Autonutzer – wie eben den Wegfall von Parkplätze­n. Der auch in Leverkusen sehr bald angestrebt­e Mobilitäts­wandel – weg vom Auto hin zu mehr Fahrradfah­ren und Nutzen von Bus und Bahn – wird so aus Sicht der Verkehrspl­aner konterkari­ert.

„Was untergeht: Wir wollen neben 20 öffentlich­en auch 40 mietbare Stellplätz­e bauen“GBO

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