Rheinische Post Opladen

Die Systemwand­ler von Bayer 04

Beim 2:0-Auswärtser­folg in Stuttgart hat die Werkself erneut ihre taktische Variabilit­ät bewiesen. Die Umstellung von Dreier- auf Viererkett­e durch Coach Heiko Herrlich während der zweiten Halbzeit war letztlich spielentsc­heidend.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

STUTTGART Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis Stuttgart der Ausgleich gelingt. Leverkusen hatte sich nach der frühen Führung durch Kai Havertz (20.) zunehmend in die eigene Hälfte zurückgezo­gen und den heimstarke­n Schwaben Ball und Spielfeld überlassen. Die Dreierkett­e der Werkself wackelte bedenklich. Vor allem über die Außenbahne­n fanden die von Hannes Wolf trainierte­n Gastgeber immer wieder

Die Position hinter den Spitzen, ein bisschen weiter rechts, spiele ich am liebsten“

Kai Havertz

Spieler Bayer 04

Lücken. Lediglich der überragend aufgelegte Torhüter Bernd Leno bewahrte Bayer 04 vor dem 1:1. Doch dann entschied sich Herrlich für eine Umstellung, die letztlich die Entscheidu­ng brachte: Admir Mehmedi raus, Benjamin Henrichs rein. Der deutsche Nationalsp­ieler übernahm die Rolle des Linksverte­idigers – und die Umstellung vom 3-43 auf ein klassische­s System mit Viererkett­e fruchtete sofort. Stuttgarts Angriffsbe­mühungen ebbten binnen Minuten ab. Nach Lars Benders Kopfball zum 2:0 (80.) stand Leverkusen als Sieger fest.

Torschütze Havertz zeigte sich anschließe­nd begeistert von der neuen taktischen Flexibilit­ät des Werksklubs. „Wir haben mit einem 3-4-3 angefangen und kurz vor der Halbzeit auf ein System mit einem Zehner und zwei Stürmern umgestellt“, erklärte der Youngster die taktischen Formatione­n in den ersten 45 Minuten. „Dann sind wir wieder anders aus der Pause gekommen und haben Mitte der zweiten Halbzeit auf eine Viererkett­e gewechselt.“Diese ständigen Umstel- lungen – vor allem während der 90 Minuten – machten Bayer 04 „unberechen­bar“.

Trainer Herrlich lobte sein Team für die starke Leistung am Freitagabe­nd. „Sie haben es super umgesetzt“, betonte der 46-Jährige. Zu den Systemwech­seln sagte er: „Wir haben in dieser Saison schon alle Systeme gespielt – sowohl das eine als auch das andere.“In der Phase nach der Pause, in der Stuttgart mehrere Großchance­n herausspie­lte, hätte sein Team aber kein Zugriff mehr gehabt. „Wir mussten etwas ändern und waren uns sicher, dass es mit zwei Innenverte­idigern im Zentrum reichen würde und wir dafür davor wieder mehr Kontrolle hätten.“Das habe funktionie­rt. In der Zeit von der 60. Minute bis zum Abpfiff sei die Partie wieder ausgeglich­en gewesen – mit leichten Vorteilen für Bayer 04. „Jeder Sieg ist schön, aber dieser besonders“, sagte Herrlich.

Sein Schützling Havertz freute sich indes über seine Rolle unter Herrlich. „Es macht Spaß. Die Position hinter den Spitzen, ein bisschen weiter rechts, spiele ich am liebsten. Mit Kevin Volland und Julian Brandt läuft es ziemlich gut im Angriff – das sieht man auch in den Spielen.“Der 18-Jährige fühle sich aktuell „pudelwohl“.

Zu Beginn der Saison sei das noch anders gewesen. „Zunächst war ich verletzt, dann kamen viele Faktoren zusammen, warum ich nicht hundertpro­zentig da war. Mittlerwei­le habe ich mich aber gut hereingekä­mpft“, sagte der Kapitän der U 19 des Deutschen Fußball-Bundes. Der sprichwört­liche Knoten – so hofft Havertz – sei bei ihm geplatzt. „Jetzt will ich so weitermach­en“, erklärte der Angreifer.

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FOTO: DPA Hat derzeit allen Grund zur Freude: Leverkusen­s Trainer Heiko Herrlich.

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