Rad von Rettungswagen losgeschraubt?
Zum zweiten Mal hat sich an einem Rettungswagen während der Fahrt ein Rad gelöst, diesmal in Leverkusen. Kripo ermittelt wegen Sabotage.
LEVERKUSEN Die beiden Rettungssanitäter, die am Mittwoch gegen 6.50 Uhr auf der Rückfahrt von einem Einsatz in Steinbüchel waren, sind mit dem Schrecken davongekommen. Nachdem die beiden Männer (20 und 28 Jahre) auf der Steinbücheler Straße ihre Fahrt bereits verlangsamt hatten und nach links in die Straße Am Steinberg einbiegen wollten, löste sich an der Hinterachse das äußere Rad einer Zwillingsbereifung und rollte an den Straßenrand, das innere Rad verkeilte sich in der Aufhängung. Dem Fahrer gelang es, den Mercedes Sprinter zum Stehen zu bringen, ohne dass weiterer Schaden entstand. Beide Rettungssanitäter blieben unverletzt. Die Feuerwehr meldete den Vorfall der Polizei. Wenig später stellten Polizisten gelöste Radmuttern auf der Kreuzung sicher. Es könnten Beweisstücke an einem Tatort werden.
Noch ist es nur ein Verdacht, dem die Kripo nachgeht: Die Radmuttern könnten vor der Fahrt mutwillig gelöst worden sein, um den Rettungssanitätern Schaden zuzufügen. Einen Verdächtigen gibt es bisher aber ebenso wenig wie ein schlüssiges Motiv. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen“, sagte gestern Polizeisprecher Karlo Kreitz.
Es ist nicht der erste Fall. Bereits in der Nacht zum 1. Dezember hatte sich in Köln-Mülheim Ähnliches ereignet. Auch dort hatten Rettungssanitäter eine Fahrt abbrechen müssen, nachdem an einem Reifen die Radmuttern herausgefallen wa- ren und sich der Reifen verkeilt hatte. An einem zweiten Rettungswagen waren die Radmuttern locker, berichtet die Polizei.
Die Ermittlungen im Kölner Fall seien bisher ergebnislos verlaufen, berichtet Kreitz weiter. Von dem neuerlichen Fall in Steinbüchel erhoffen sich die Ermittler nun aber weitere Aufschlüsse. Dabei helfen ihnen Umstände, auf die Leverkusens Feuerwehr-Chef Hermann Greven hinweist. Die Leverkusener waren nach dem Kölner Fall von der Polizei informiert worden und hatten daraufhin ihre komplette Flotte der Rettungswagen überprüft und die Radmuttern an sämtlichen Fahrzeugen nachziehen lassen. „Da spielt uns jemand einen bösen Streich“, sagt Greven überzeugt. Zum Lösen der Radmuttern sei Spezialwerkzeug nötig, mindestens ein Lkw-Radkreuz.
Die Leverkusener Feuerwehr ist alarmiert. „Wir prüfen derzeit, Radmutterschlösser anzuschaffen und schauen ständig nach unseren Fahrzeugen“, sagt der Feuerwehr- chef. Unterdessen untersucht die Kripo, wann und wo der Wagen nach dem Sicherheitscheck im Einsatz war und wo es Möglichkeiten gab, das Fahrzeug zu manipulieren.
Über das Motiv eines mutmaßlichen Täters kann derzeit nur spekuliert werden. In der letzten Zeit hatten sich deutschlandweit verbale Attacken bis hin zu körperlichen Übergriffen auf Rettungssanitäter im Einsatz zugetragen. „Diese Tendenz hat zugenommen und beschränkt sich nicht nur auf großstädtische Partymeilen“, sagt auch Feuerwehrchef Greven.
Noch ist es viel zu früh für eine klare Einschätzung, doch steht ein schlimmer Verdacht deutlich im Raum: Es ist durchaus möglich, dass ein Unbekannter Radmuttern an Rettungsfahrzeugen gelöst hat, um den Sanitätern zu schaden. Seine Motive sind unklar, passen aber zu den Tendenzen der letzten Zeit, die Attacken bis hin zu offener Gewalt gegen die Helfer offenbarten. Die Folgen eines solchen möglichen Sabotageakts verliefen glimpflich, könnten aber beim nächsten Mal viel weitreichender sein. Polizei und Feuerwehr haben die Gefahr erkannt und reagierten umgehend. Nun sind die Ermittler gefragt. Bernd Bussang
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