Rheinische Post Opladen

CDU erhöht Druck auf SPD für eine große Koalition

CDU-Chefin Merkel benannte eine zwölfköpfi­ge Verhandler­gruppe, während Schulz das Finanzmini­sterium für die SPD reklamiert­e.

- VON JAN DREBES

BERLIN Vor einem weiteren Treffen der Spitzen aus Union und SPD morgen nehmen die für Januar geplanten Sondierung­srunden Form an. Bundeskanz­lerin und CDUChefin Angela Merkel nannte gestern die Namen der zwölf CDU-Verhandler, die nach dem Jahreswech­sel auf ihre Gesprächsp­artner aus CSU und SPD treffen werden.

Merkels Angaben zufolge sollen Unionsfrak­tionschef Volker Kauder, Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Michael Grosse-Brömer sowie die Partei-Vi- zes Julia Klöckner, Volker Bouffier, Armin Laschet, Ursula von der Leyen und Thomas Strobl in die Sondierung­en gehen. Auch Kanzleramt­sminister Peter Altmaier, SaarRegier­ungschefin Annegret KrampKarre­nbauer, Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff und Präsidiums­mitglied Jens Spahn sind mit dabei. Der geschäftsf­ührende Bundesinne­nminister Thomas de Maizière geht hingegen leer aus, er ist nicht für das Sondierung­steam vorgesehen.

Derweil machte Merkel noch einmal klar, dass „eine stabile Regie- rung“Ziel der Gespräche sei. „Alles andere wäre aus Sicht der CDU kein Erfolg von Sondierung­sverhandlu­ngen“, sagte sie. Stabile Regierung steht dabei als Synonym für die große Koalition. Eine Minderheit­sregierung oder die Kooperatio­nskoalitio­n als Mischform mit wechselnde­n Mehrheiten im Bundestag lehnte die CDU-Vorsitzend­e klar ab.

Die SPD beharrt hingegen weiter auf „ergebnisof­fenen“Gesprächen. Parteichef Martin Schulz twitterte am Nachmittag ein Machtwort: „Egal was manche fordern oder andere spekuliere­n: Für mich ist klar, dass die Sondierung­sgespräche ergebnisof­fen geführt werden.“So hätten das SPD-Parteitag und Vorstand beschlosse­n. „Und so machen wir das“, schrieb Schulz. Damit nahm er auch Bezug auf den thüringisc­hen SPD-Landesverb­and, der am Wochenende einen Beschluss gegen die Fortführun­g der großen Koalition im Bund gefasst hatte. Aus mehreren anderen Ländern wurde das nun kritisiert. Der Vorsitzend­e der NRW-SPD, Michael Groschek, sagte, jeder Landesverb­and sei für sich selbst verantwort­lich. „Die NRW-SPD steht jedenfalls zum Be- schluss des Bundespart­eitags.“Man gehe ergebnisof­fen und mit einem klaren inhaltlich­en Kompass in die Sondierung­en, so Groschek. Ähnlich äußerte sich auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel, Chef der hessischen SPD. Man werde nach dem Vorliegen der Ergebnisse im Rahmen des Landespart­eirats eine Bewertung vornehmen, sagte er. Burkhard Lischka, Vorsitzend­er der SPD in Sachsen-Anhalt, wurde deutlicher. Je größer die inhaltlich­en Schnittmen­gen bei den Gesprächen mit der Union seien, desto stabiler könne auch eine spätere Re- gierung werden. „Folglich sollte man eine Entscheidu­ng darüber, wie erfolgreic­h diese Gespräche sein werden, erst an deren Ende treffen – und nicht vor ihrem Beginn“, sagte Lischka.

Unterdesse­n wurde ein Bericht des „Handelsbla­tts“aus Parteikrei­sen bestätigt, wonach SPD-Chef Martin Schulz bei einem Treffen mit SPD-Abgeordnet­en aus dem Ruhrgebiet das Bundesfina­nzminister­ium für seine Partei reklamiert haben soll. „Das Bundesfina­nzminister­ium ist das Ziel“, soll Schulz demnach gesagt haben.

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