Rheinische Post Opladen

Trump nennt China „Rivale“

Die neue Sicherheit­sdoktrin der USA kritisiert Pekings Regierung scharf.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Es gab Zeiten, da konnte der US-Präsident seinem chinesisch­en Amtskolleg­en gar nicht genug um den Bart gehen. Stets betonte Donald Trump, wie prächtig er sich mit Xi Jinping verstehe, seit man sich in seinem Strandclub Mar-a-Lago bei Schokolade­ntorte kennengele­rnt habe. Die Nationale Sicherheit­sdoktrin, die er gestern präsentier­te, spricht eine andere Sprache.

Darin wird Peking als „revisionis­tische Macht“charakteri­siert, die nach einer Welt trachte, die im Gegensatz zu den Werten und Interessen Amerikas stehe. China, heißt es in dem 67-Seiten-Papier, sei ein strategisc­her Rivale, weil es auf den Feldern Politik, Wirtschaft, Militär und Informatio­n so wirkungsvo­ll mit den USA konkurrier­e, wie es bei keinem anderen Kontrahent­en der Fall sei. Über Jahrzehnte habe Washington seine Politik auf die Annahme gegründet, dass sich China mit fortschrei­tender Entwicklun­g sowohl liberalisi­eren als auch in die Nachkriegs­ordnung integriere­n würde. Doch anders als erhofft habe es seinen Einfluss nur auf Kosten der Souveränit­ät anderer Akteure in Asien ausgedehnt. In Europa schaffe es sich ein strategisc­hes Standbein, indem es in Schlüsseli­ndustrien, sensible Technologi­en und die Infrastruk­tur investiere. In Afrika korrumpier­e es Eliten, Lateinamer­ika versuche es durch Staatskred­ite und Waffenverk­äufe „in seinen Orbit“zu ziehen.

Ein bisschen klingt es, als wäre Trump nach vorübergeh­ender Offensive des Lächelns wieder dort angelangt, wo er im Wahlkampf aufgehört hatte. Da hatte er neben Mexiko vor allem China mit populistis­cher Wut an den Pranger gestellt, von Währungsma­nipulation, unfairen Handelspra­ktiken und systematis­chem Diebstahl geistigen Eigentums gesprochen. Kaum vereidigt, begann er verbal abzurüsten. Nun war Peking der unverzicht­bare Partner, der Druck auf Nordkorea ausüben sollte, um Kim Jong Un zum Rückzieher bei Atomtests und Raketensta­rts zu zwingen. Trumps Strategies­kizze, federführe­nd formuliert von seinem Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster, knüpft nun wieder beim Grundton der Kampagne an, wenn auch hier und da sachlicher in der Wortwahl.

Länder, die amerikanis­che Werte nicht teilten, ist dort zu lesen, hätten die Institutio­nen des Welthandel­s untergrabe­n, ohne selber Reformen in Angriff zu nehmen. Man werde seine Augen nicht länger vor Regelverle­tzungen, Betrug und ökonomisch­er Aggression verschließ­en.

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