Rheinische Post Opladen

Trumps Steuerrefo­rm bedroht deutsche Jobs

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WASHINGTON (dpa) Es wäre für USFirmen ein milliarden­schweres Weihnachts­geschenk. Noch in dieser Woche dürfte der US-Kongress eine umfassende Steuerrefo­rm verabschie­den, Präsident Donald Trump könnte das Gesetz noch vor den Feiertagen unterzeich­nen. Was ist der Kern der Reform? Das Paket umfasst Steuersenk­ungen im Umfang von knapp 1,5 Billionen Dollar (1,27 Billionen Euro). Kern ist eine massive Senkung der Unternehme­nsteuer von 35 auf 21 Prozent. Auch die meisten übrigen Steuerzahl­er können davon ausgehen, dass sie zumindest vorübergeh­end weniger Geld an den Fiskus abführen müssen. Allerdings profitiert­en Reiche entgegen Trumps Ankündigun­gen stärker als die Ärmeren und die Mittelschi­cht. Wie stehen die USA bei den Unternehme­nsteuern internatio­nal da? Derzeit sind die Steuern für Firmen sehr hoch. Bei einer Senkung auf 21 Prozent läge die größte Volkswirts­chaft der Welt knapp unterhalb des Durchschni­tts der meisten Wettbewerb­er (23 Prozent). Innerhalb der EU gibt es Länder, die ihren Unternehme­n noch geringere Steuern er- möglichen – etwa Großbritan­nien und Irland. Birgt die Reform Risiken für die USA? Ja. Die ohnehin riesige Schuldenla­st wird durch Mindereinn­ahmen des Staates noch größer. Es droht ferner ein Überhitzen der ohnehin fast auf voller Kapazität fahrenden USWirtscha­ft. Was sagen die Europäer? Sie warnen vor Wettbewerb­sverzerrun­gen im Handel mit den USA. Peter Altmaier (CDU) und vier weitere EU-Finanzmini­ster warnten in einem Brief an ihren US-Amtskolle- gen vor einer Benachteil­igung ausländisc­her Firmen. Sorge bereitet ihnen etwa eine angedachte Steuer von 20 Prozent auf Zahlungen an Konzerntei­le außerhalb der USA – eine Art Sonderabga­be. Es geht um eine Regelung namens „excise tax“, die das Repräsenta­ntenhaus gefordert hatte. Dies würde etwa Autokonzer­ne mit Produktion­sstandorte­n in den USA treffen, weil sie viele Teile für die Montage etwa aus Deutschlan­d einführen.

Unklar blieb, ob in dem nun gefundenen, fast 500 Seiten starken Kompromiss mit dem Senat eine solche Regelung – die zu einer Dop- pelbesteue­rung führen könnte – noch enthalten ist. Was könnten Folgen der Reform für die deutsche Wirtschaft sein? Politiker, Verbände und Ökonomen befürchten Nachteile für die deutsche Wirtschaft: Durch die Senkung der Unternehme­nsteuern könnten Investitio­nen in die USA verlagert werden - und in Deutschlan­d sinken. Dies könnte am Ende auf Kosten deutscher Jobs gehen. Der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, bezeichnet­e die US-Reform bereits als „absolute Kampfansag­e“.

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