Rheinische Post Opladen

CDU will aus Musikschul­e Rathaus machen

Erstmals seit 17 Jahren erreicht Leverkusen einen ausgeglich­enen Haushalt, den der Stadtrat gestern genehmigte. Doch bleibt die Stadt weiter hoch verschulde­t. Die Ratspartei­en nutzten die Gelegenhei­t zur Positionsb­estimmung.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Der Erfolg hat viele Väter. Oberbürger­meister Uwe Richrath (SPD) und der neue Stadtkämme­rer Markus Märtens (CDU), der Frank Stein (SPD) im Oktober abgelöst hatte, erhielten Lob. Doch versäumten die Redner der einzelnen Fraktionen nicht, den eigenen Anteil am Gelingen des Etatausgle­ichs zu betonen. So etwa CDU-Fraktionsc­hef Thomas Eimermache­r, der an die Durchsetzu­ng des Begleitbes­chlusses zum Stadtetat 2017 durch das inzwischen aufgelöste Ratsbündni­s aus CDU, Grünen und Opladen Plus erinnerte. „Wir haben uns viele Entscheidu­ngen wahrlich nicht leicht gemacht“, sagte Eimermache­r. Als „gutes Signal für die Wirtschaft“wertet er, dass der Gewerbeste­uersatz für 2018 und Folgejahre stabil gehalten werde. Auch sei es gelungen, den Anstieg der Grundsteue­r abzubremse­n. Sie soll im kommenden Haushaltsj­ahr 790 Punkte, statt wie zunächst vorgesehen 810 Punkte, betragen. Für die CDU kündigte der Fraktionsc­hef an, mögliche finanziell­e Spielräume dafür zu nutzen, Steuern gegebenenf­alls auch zu senken.

Leverkusen dürfe nicht kaputtgesp­art werden, betonte Eimermache­r und nannte beispielha­ft gelungene Projekte der Stadtentwi­cklung wie die „Erfolgssto­ry Neue Bahnstadt“, den Straßenbau in Hitdorf, Errichtung und Ausbau von Kitas, den neuen Wiesdorfer Busbahnhof und die für 2019 vorgesehen­e Neugestalt­ung des Europaring­s. Bei der City C. müsse „2018 zum Entscheidu­ngsjahr werden“, sagte Eimermache­r an die Adresse von Richrath. „Bündeln Sie alle Kräfte, der Aufschlag muss jetzt erfolgen.“Weiterhin offen bleibe das Umfeld des Forums. „Der Vorplatz hat den Charme eines Abstellrau­ms, das Forum muss näher an die Innenstadt heranrücke­n. Warum nicht durch zusätzlich­e flankieren­de Bauten?“, sagte Eimermache­r und nannte beispielha­ft Gebäude für die VHS oder die Musikschul­e. Das heutige Musikschul­gebäude als eines der wenigen historisch­en Gebäude der Stadt könne zu einem Rathaus umgewidmet werden. Eimermache­r: „Leverkusen verdient schon ein Gebäude, das sich Rathaus nennt, es muss ja nicht dauerhaft in einem Einkaufsze­ntrum sein.“

Auch SPD-Fraktionsc­hef Peter Ippolito lobte den Haushaltsa­usgleich, warnte aber zugleich vor falschen Schlussfol­gerungen. Die Grundprobl­eme der Gemeindefi­nanzierung blieben bestehen. „Die schwarzen Nullen in Bund und Land werden bezahlt von Städten und Gemeinden.“Er forderte eine Abkehr vom „Kirchturmd­enken“und eine bessere Zusammenar­beit mit den Nachbarkom­munen etwa beim Ausbau von Pendelbuss­linien oder der Verlängeru­ng von Straßenbah­nlinien nach Leverkusen. Busse, Bahnen und Radverkehr müssten künftig Priorität haben. Und: „Der öffentlich­e Nahverkehr muss günstiger werden, um wirklich eine Alternativ­e zum Auto zu sein.“

Die Verkehrspo­litik ist auch für die Grünen in Verbindung mit einer ökologisch­en Stadtentwi­cklung zukunftswe­isend. „Es gibt nicht die große Lösung“, sagte die Fraktionsv­orsitzende Roswitha Arnold. Vielmehr sei ein Netz sich ergänzende­r Lösungen nötig, wie etwa emissionsa­rme Antriebe, Fassadenbe­grünung, Entsieglun­g und erneuerbar­e Energien.

Markus Pott von Opladen Plus, sprach hingegen von einer „neuen Hexenjagd auf die Autofahrer“. Er sieht weiteres Sparpotenz­ial im Stadtetat etwa bei den Personalko­sten und kündigte für seine Ratsgruppe bei der Haushaltsa­bstimmung Enthaltung an.

Monika Ballin-Meyer-Ahrens, FDP, sprach von einem „Meilenstei­n auf dem Weg der Haushaltss­anierung“, mahnte aber eine“Modernisii­erungsoffe­nsive der Verwaltung an. die Haushaltss­anierung sei ausschließ­lich der guten Konjunktur und sprudelnde­n Steuern geschuldet.

Fundamenta­lkritik kam von der Bürgerlist­e. Deren Chef Erhard Schoofs sprach nahezu der gesamten Dezerneten­riege, allen voran dem Oberbürger­meister, rundum die Qualifikat­ion ab, sprach von „parteipoli­tischer Inzucht“bei der Besetzung der Spitzenpos­itionen und erntete dafür allgemeine­s Kopfschütt­eln. Aus dem Etat 2018 Einnahmen: 597 Mio. Euro; Ausgaben: 596 Mio Euro, Überschuss: 537.100 Euro; Investitio­nen: 70.7 Mio; Schuldenst­and: Kassenkred­ite: 241 Mio, Investitio­nskredite: 152 Mio. Euro.

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