Dezimiertes Ski-Alpin-Team gibt sich trotzig
Nach den Kreuzbandrissen von Felix Neureuther und Stefan Luitz gibt der Verband die Olympiasaison nicht verloren.
MÜNCHEN/INNSBRUCK (sid) Im Bett neben Felix Neureuther rang sich Stefan Luitz doch noch ein Lächeln ab. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, schrieb der Allgäuer in den Sozialen Medien unter ein Foto, das die beiden Pechvögel Hand in Hand in der Privatklinik Hochrum bei Innsbruck zeigt. Dort ließ sich Luitz das gerissene Kreuzband im linken Knie richten, Neureuther hatte denselben Eingriff am gleichen Ort zwei Tage zuvor vornehmen lassen.
Dass er unverhofft Besuch bekommen würde, fand Neureuther eher bescheiden. „So eine Sch...“, schrieb er unter das Bild. Dabei konnte der Deutsche Skiverband (DSV) von Glück reden, dass in Viktoria Rebensburg nicht noch eine dritte Patientin dazugekommen war. „Ich bin heilfroh, dass nichts weiter passiert ist“, sagte die Olympiasiegerin nach ihrem bösen Sturz im Super-G von Val d’Isere, „Schutzengel, du hast was gut bei mir.“
Weil die Schutzengel bei Neureuther und am Sonntag im WeltcupRiesenslalom von Alta Badia auch bei Luitz versagt haben, bleibt dem DSV für Olympia in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) mit Rebensburg nur eine Spitzen-Rennläuferin. Wobei: Auch die Abfahrer hätten sich ja zuletzt mit Platz drei von Thomas Dreßen und dem Super-G-Sieg von Josef Ferstl „in Position gebracht“, sagte Alpinchef Wolfgang Maier, „vielleicht haben wir da eine Chance“.
Maier war am Tag nach dem Luitz-Schock weit davon entfernt, mit Blick auf Olympia zu kapitulieren. „Auf geht’s, die Schwerter raus und wieder angreifen!“, sagte er. In den ersten Stunden nach Luitz’ Verletzung sei er traurig gewesen, „aber wir werden überhaupt nicht aufge- ben oder den Kopf in den Sand stecken, auch wenn die Rückschläge heftig sind.“
Die Mannschaft habe in der Olympia-Saison auch ohne Luitz und Neureuther „noch einige Ziele“, fügte Maier an. Etwa mit Rebensburg, die heute beim dritten Riesenslalom der Saison in Courchevel den dritten Sieg anpeilt. Oder mit den Abfahrern, die nach Weihnachten beim Klassiker in Bormio wieder angreifen. Und mit den verbliebenen Technikern um Rückkehrer Fritz Dopfer oder Weltcup-Sieger Linus Straßer.
„Wir wollen den Fritz stabilisieren“, sagte Maier über Dopfer, der nach Schien- und Wadenbeinbruch Zeit braucht, „und Linus kann es deutlich besser.“Straßer sei „mit der Stärkste“im Training und habe die Trainer „total begeistert“, an sich selbst aber „sehr hohen Erwartungsdruck“. Zuletzt fuhr er im Europacup – laut Maier eine „psychologische Hilfe“. Beim Slalom in Madonna di Campiglio am Freitag kehrt er in den Weltcup zurück. Und auch auf Alexander Schmid, einziger Deutscher beim Parallel-Riesenslalom in Alta Badia, baut Maier.