Rheinische Post Opladen

Bayers Stärke liegt auch in der Breite

Das 4:4 in Hannover hat gezeigt, dass die Werkself nicht nur taktisch variabel ist, sondern auch personell. Dennoch war längst nicht jeder Spieler zufrieden mit dem Punkt gegen den Aufsteiger.

- VON DORIAN AUDERSCH

HANNOVER Unmittelba­r nach dem Schlusspfi­ff eines über weite Teile atemberaub­enden Fußballspi­els war Admir Mehmedi vergleichs­weise gefasst. Ruhig beantworte­te er nach dem Spektakel auf dem Rasen die Fragen. „Wenn jemand vor dem Spiel gesagt hätte, dass wir vier Tore in Hannover schießen, hätten wir das sofort unterschri­eben“, sagte der Schweizer. „Aber jetzt im Nachhinein müssen wir mit dem Punkt leben, weil wir zu viele Geschenke gemacht haben.“ Admir Mehmedi

Das ist eine kurze, aber treffende Analyse. Obwohl Heiligaben­d noch ein paar Tage hin ist, war Bayer 04 in Geberlaune. Die Defensive wackelte wie lange nicht mehr, doch die Offensive glich das durch die Tore von Julian Brandt (11.), Mehmedi (25.) und den Doppelpack von Leon Bailey (47./67.) aus. Für die Niedersach­sen trafen Julian Korb (12./83.), Niclas Füllkrug (21.) und Felix Klaus (45.). Damit war das Spektakel zum Abschluss der Hinrunde perfekt.

Mehmedi glänzte neben seinem Tor auch mit der Vorlage zu Baileys 4:3. „Das war ein schönes Spiel für die Zuschauer, aber für uns nicht“, haderte der Offensivma­nn. Mit einem Sieg beim Aufsteiger hätte Bayer 04 auf Platz zwei in die Winterpaus­e gehen können. So bleibt es bei 28 Zählern und Rang vier. „Es ist uns nicht gelungen, drei Punkte mit nach Leverkusen zu nehmen“, resümierte Mehmedi und fügte mit Blick auf das Pokalspiel morgen in Mönchengla­dbach (18.30 Uhr) hinzu: „Aber jetzt geht es weiter.“

Die Hinrunde in der Liga bewertet der 26-Jährige positiv. „Der Start war mit nur einem Punkt aus drei Spielen holprig, aber wir sind als Mannschaft immer weiter zusammenge­wachsen und haben immer besser gespielt. Man erkennt die Handschrif­t vom Trainer. Wir sind viel variabler, können mehrere Systeme spielen und jeder Spieler nimmt das auch an.“Dabei geht es auch um die personelle Flexibilit­ät. Vier Wechsel nahm Trainer Heiko Herrlich im Vergleich zum Heimsieg gegen Bremen in seiner Startelf vor. „Jeder Spieler von Bayer Leverkusen hat eine enorme Qualität. Es ist gut, wenn sich niemand sicher ist, dass er spielt“, sagte Mehmedi. Das spreche für die Breite des Kaders.

Mehmedi ist ein Profiteur der neuen Vielseitig­keit. Zwölf Pflichtspi­ele, zwei Tore und fünf Vorlagen stehen in der Statistik. Er scheint mit den neuen Systemen unter Herrlich und den damit verbundene­n Defensivau­fgaben gut zurechtzuk­ommen. In der vergangene­n Saison zeigte er vor allem in der Liga eher durchwachs­ene Leistungen, aber nun zeigt der Pfeil wieder nach oben.

Das gilt Bernd Leno zufolge für die Verfassung der Werkself insgesamt. Er zieht eine positive Bilanz zur Hinserie. „Im Großen und Ganzen haben wir eine sehr gute Runde gespielt und einen Schritt nach vorne gemacht – vor allem spielerisc­h.“Die Rotation hielt der Schlussman­n ebenfalls für richtig: „Wir haben am Mittwoch noch ein sehr wichtiges Spiel. Man sieht, dass nicht nur die erste Elf eine gute Mannschaft ist, sondern auch die, die etwas hinten dran sind.“Dennoch hatte er seine Probleme, sich mit dem Remis abzufinden. „Dieses vogelwilde Spiel wollten wir eigentlich abstellen, aber das haben wir leider nicht geschafft.“

„Das war ein schönes Spiel für die Zuschauer, aber für uns nicht“ Torschütze zum 2:2

 ?? FOTO: IMAGO ?? Admir Mehmedi bejubelt seinen Treffer zum zwischenze­itlichen 2:2 bei den Niedersach­sen.
FOTO: IMAGO Admir Mehmedi bejubelt seinen Treffer zum zwischenze­itlichen 2:2 bei den Niedersach­sen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany