Rheinische Post Opladen

Landtag plant „Landeshaus der Geschichte“

Ein neues Museum soll die vielfältig­e Landesgesc­hichte aufarbeite­n.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Briten wussten, dass es keine Liebesheir­at war: Ihr Plan, eine Zwangsehe für die eroberten Landstrich­e „Rheinland“und „Westfalen“zu stiften, trug 1946 die treffend technokrat­ische Überschrif­t „Operation Marriage“. Das Bundesland ist bis heute eine Patchwork-Familie geblieben: Nirgends in Deutschlan­d gibt es so viel Kultur- und Strukturwa­ndel wie in NRW, und nirgends haben Jahrzehnte der Zuwanderun­g eine ähnlich bunte Bevölkerun­g geschaffen.

Der Landtag will der Landesgesc­hichte ein neues Museum widmen. Analog zum berühmten „Haus der Geschichte“in Bonn, das die gesamte Republik thematisie­rt, soll in Düsseldorf ein „Haus der Landesgesc­hichte“entstehen. So steht es in einem gemeinsame­n Entwurf von CDU und FDP im Landtag für einen fraktionsü­bergreifen­den Antrag, der unserer Redaktion vorliegt.

„Der Landtag setzt eine parteiüber­greifende Planungsgr­uppe ,Geschichte, Politik und Demokratie Nordrhein-Westfalens‘ ein“, heißt es in dem Entwurf, „dies umfasst auch die Vorbereitu­ngen eines ,Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalens’“. Die hat das Projekt noch nicht beraten, die Grünen gelten ersten inoffiziel­len Stimmen zufolge als aufgeschlo­ssen. „Das Museum wäre ein schönes Geschenk zum 75. Geburtstag des Landes im Jahr 2021“, skizziert CDU-Fraktionsc­hef Bodo Löttgen den Zeitplan.

Die Idee für ein solches Museum hat ihre eigene Geschichte. Als Erster formuliert­e sie wohl der damalige Landtagspr­äsident Eckhard Uhlenberg (CDU) 2011, als er von einer Dienstreis­e nach Baden-Württember­g zurückkehr­te. Mit glänzenden Augen berichtete er vom dortigen Landes- haus der Geschichte in Stuttgart, wo gerade 300 Erfindunge­n aus dem Ländle präsentier­t wurden, die es zu Weltruhm brachten.

Uhlenbergs Idee wurde nie Realität. Bis jetzt: NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) will das Landeshaus der Geschichte zum kulturpoli­tischen Leuchtturm­projekt des aktuellen Landtages machen. Um die Überpartei­lichkeit nicht zu gefährden, soll der Landtag zunächst die Gründung einer etwa vierköpfig­en Projektgru­ppe genehmigen.

Der weitere Weg ist offen. Voraussich­tlich soll die Gruppe mit einem Etat von rund 700.000 Euro die Gründung einer Stiftung – etwa als Tochter der NRW-Stiftung – vorantreib­en, die dann ihrerseits das Museum gründet. Bodo Löttgen

Als Standort ist die Villa Horion neben der neuen Staatskanz­lei im Gespräch, die bereits das „Haus der Parlaments­geschichte“beherbergt. Alternativ wird über das Wasserschl­oss Kalkum im Düsseldorf­er Norden nachgedach­t. Als führende Köpfe sowohl des Projektes als auch des späteren Museums werden hinter den Kulissen Guido Hitze und Andreas Kost gehandelt. Hitze ist Historiker und ein Stratege der NRW-CDU, Kost ist stellvertr­etender Leiter der Landeszent­rale für Politische Bildung und gilt als der SPD nahestehen­d.

Die Finanzieru­ng des „Landeshaus­es der Geschichte“ist noch unklar. Experten schätzen den Jahresetat einer solchen Einrichtun­g auf etwa eine Million Euro. Neben Steuergeld­ern könnte das Museum auch von privaten Sponsoren getragen werden – die RAG-Stiftung wird in diesem Zusammenha­ng als möglicher Förderer genannt.

Gut Ding will Weile haben: Es sieht so aus, als hätte Uhlenbergs Idee doch noch Erfolg.

„Das Museum wäre ein schönes Geschenk zum 75. Geburtstag des Landes“ CDU-Fraktionsc­hef

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